Im Sommer in der prallen Sonne körperlich arbeiten zu müssen, ist alles andere als angenehm. Zumal man angesichts der schädlichen, Hautkrebs forcierenden UV-Strahlung auch die Haut bedeckt halten sollte. Die „Klimaanlage zum Anziehen“ aus dem Hause Pervormance scheint da eine sehr gute Lösung, auch bei sehr hohen Temperaturen den Körper vor Überhitzung zu schützen. Die Redaktion wollte mehr wissen und besuchte das Ulmer Unternehmen und sprach mit Gründerin und Geschäftsführerin Gabriele Renner.
Aktive Kühlbekleidung, die völlig klimaneutral und ohne den Einsatz von Energie rein über physikalische Effekte aus Luft und Wasser funktioniert, klingt fantastisch, funktioniert aber eigentlich ganz simple. Wie bei vielen großartigen Erfindungen und Entdeckungen, stand jedoch auch hier der Zufall ein wenig Pate. Eigentlich war die Apothekerin Gabriele Renner im Pharmabereich unterwegs. „Vom Laktose-Intoleranz-Test bis zu medizinischer Technik“, wie sie es umfasst, war Renner im Vertrieb erfolgreich. „Irgendwann kam einer, der hatte ein Material, das kühlt“, erinnert sie sich. „Der wollte das im Bereich Medizin und Orthopädie platzieren anstelle der üblichen Kühlpacks. Aber für diesen Zweck war das Material zu teuer, und unsere eigene Idee, wie man diese Textilien nutzen könnte, kam bei ihm nicht an.“
Am Textil geforscht
Kurzerhand griffen Gabriele Renner und ihre Schwester und Mitinhaberin Sabine Stein die Idee auf und begannen, das Material nach eigenen Vorgaben zu optimieren und letztlich marktreif zu gestalten. „Wir haben parallel zu unseren Tätigkeiten über ein Partnerunternehmen stets an dem Textil weitergeforscht.“ Heraus kam „E.Cooline“, das laut Pervormance einzige Kühlsystem mit „3D Cool“-Technologie.
„Dann sind wir 2016 mit einer Weste gestartet“, berichtet Gabriele Renner, „mittlerweile haben wir eine ganze Kollektion an Textilien, die für Kühlung sorgen.“ Dabei sind die Produkte für viele Bereiche nutzbar, nicht allein für Arbeit oder Sport. „Die Produkte finden beispielsweise auch im medizinischen Bereich Verwendung“, so die studierte Apothekerin Renner. „So nutzen zum Beispiel Personen, die an multipler Sklerose erkrankt sind und für die hohe Temperaturen ein zusätzliches Handicap bedeuten, diese Produkte.“
Für den Bereich Arbeitsschutz hat Gabriele Renner aber auch einige Aspekte, die für den Einsatz der Kühlfunktionskleidung von Pervormance spricht. „Bei zu hoher Körpertemperatur ist der Mensch anfälliger, die Konzentration lässt nach, die Leistung wird spürbar weniger“, so Renner. „Das kühlende Element ist also leistungsfördernd.“ Dabei kann sich Renner auf entsprechende Untersuchungen berufen. „Im Sport wurden Studien vorgenommen, wie sich die Kühlfunktionskleidung optimal einsetzen lässt. Dabei wurde festgestellt, dass eine leichte Kühlung wesentlich effektiver ist als eine extreme Kühlung.“
Komplettes Bekleidungsprogramm
Was mit der Weste startete, umfasst mittlerweile ein komplettes Bekleidungsprogramm. „Shorts, Westen, Waden- oder Armkühler, Bandanas, Caps und auch Shirts haben wir im Angebot“, sagt Renner. Insbesondere die Bandanas sind interessant, lassen sie sich doch prima auch unter Helm oder Anstoßkappe tragen. So bewahrt der Arbeiter trotz Kopfschutz auch bei drückenden Temperaturen im Wortsinn einen kühlen Kopf.
Doch wie funktioniert das System „E.Cooline“, was steckt hinter dieser Technologie? „Basis der Technologie ist ein 3D-Fleecematerial, das mittlerweile zu 90 Prozent aus Recycling-Fasern hergestellt wird. Dieses Fleecematerial nimmt Wasser auf und der dann folgende Verdunstungseffekt sorgt für eine angenehme Kühlung“, schildert Gabriele Renner die eigentlich simple Funktionsweise. Doch die Kunst dabei ist, dass sich zum einen das Textil „niemals nass anfühlt, also trocken und atmungsaktiv bleibt. Zudem sind die Textilien problemlos bei bis zu 30 Grad waschbar, bieten hohen Tragekomfort und maximale Bewegungsfreiheit“, zählt sie Vorteile auf, die die „E.Cooline“-Produkte einzigartig machen. „Natürlich gibt es Wettbewerber, aber deren Produkte sind zum Beispiel üblicherweise nicht waschbar oder wie unsere Produkte industriewäsche-tauglich und vor allen Dingen nicht in Sekundenschnelle nach dem Bewässern trocken.“
Denn neben dem 3D-Fleece sind auch die weiteren verwendeten Stoffe für die Funktionalität der Textilien entscheidend. „Diese Stoffe dürfen kein Wasser aufnehmen“, lautet eine elementare Forderung seitens Renner, denn sonst sind sie eben nicht ruckzuck nach dem Bewässern trocken. „Unsere Produkte sind nie nass, auch wenn sie frisch mit Wasser geladen wurden.“ Wichtig ist Gabriele Renner auch, dass „alle Stoffe in Deutschland gefertigt werden.“ Was auch erklärt, dass die Produkte aus der „E.Cooline“-Kollektion etwas höherpreisig sind. „Sie werden in Deutschland produziert und auch die Rohstoffe sind qualitativ hochwertig.“
INFO
Auch für Hunde gibt es kühlende Westen. So nutzt die Polizei in Tokyo diese für ihre Polizei-Hunde, die so länger einsatzfähig sind und sich länger konzentrieren können.
Mit UV-Schutz und in High-Vis
Dafür bietet Pervormance auch ein „Funktionstextil, das sich waschen lässt, seine Funktionalität behält und bei ordentlicher Behandlung im Arbeitsschutz problemlos fünf Jahre hält“, sagt Renner. Zudem gibt es die Produkte mit integriertem UV-Schutz oder auch als High-Vis-Weste. „Diese sorgt einmal mit Wasser geladen den ganzen Tag für angenehme Kühlung.“ Zudem wird die Anschaffung der Produkte von vielen Berufsgenossenschaften gefördert. Auch für Rettungsdienste wie zum Beispiel Feuerwehren wären die Produkte nach Renners Meinung ideal. „Die indische Feuerwehr hat sich damit bereits eingedeckt, trotz der Kosten“, sagt sie. „Die Verantwortlichen der hiesigen Feuerwehren haben bislang leider kein Interesse gezeigt.“
Vertrieben werden die Produkte bislang bereits über viele Fachhändler sowie den eigenen Online-Shop. „Unsere Produkte sind beim Fachhandel etwas on top, da gibt es bislang nichts Vergleichbares“, sagt Renner. Auch muss der Fachhändler geschult werden, um die Produkte entsprechend vertreiben zu können, dazu das gehobene Preislevel – das Paket schreckt wohl noch so manchen Fachhändler ab. Dennoch können sich die Schwestern Gabriele Renner und Sabine Stein über einen wachsenden Absatz ihrer nachhaltigen Produkte freuen. Schließlich kühlen sie ganz ohne zusätzliche Energie – eine „nachhaltige Klimaanlage zum Anziehen“ eben.
Von Camillo F. Kluge
Hitze-Notfallkoffer
Ganz neu im Markt ist jetzt ein Hitze-Notfallkoffer von Pervormance. Dieser ist ausgestattet mit einer „E.Cooline“-Kühldecke, Wasser zum Laden der Decke und zum Trinken, Becher, Elektrolyte und vielem mehr. Denn „bei einem Hitze-Notfall ist sofortige Kühlung das Allerwichtigste“, weiß Apothekerin Gabriele Renner.