Der Händehygiene werden zwei Maßnahmen zugeordnet: die Handreinigung und die Händedesinfektion. Während bei der Handreinigung das Entfernen von Schmutz im Vordergrund steht, geht es bei der Händedesinfektion primär um die Verminderung der Keimbelastung. Dr. Olaf Munz, Leiter Entwicklung und Qualitätsmanagement bei Herwe, erläutert Details.
Der keimreduzierende Effekt der Handreinigung ist eher gering und erfolgt vor allem dadurch, dass die Keime mechanisch von der Hand abgespült werden. Eigentliches Ziel bezüglich der Handhygiene ist die Beseitigung von Schmutz und organischem Material, um zu verhindern, dass sich unerwünschte Mikroorganismen darin vermehren können.
Die Handreinigung sollte immer dann erfolgen, wenn die Hände sichtbar verschmutzt sind. Aber auch wenn die Hände „unsichtbar“ mit relevanten Keimen verunreinigt sind oder sein könnten, ist eine Handreinigung angebracht. Dies betrifft beispielsweise den Toilettengang, den Kontakt mit benutzten Taschentüchern oder rohen Lebensmitteln wie Fleisch oder Fisch. Zu empfehlen ist die Verwendung von lauwarmem Wasser und von Reinigungsmitteln, die der Verschmutzung angepasst sind, um die Haut möglichst zu schonen.
Gezieltes Abtöten von Erregern
Bei der Händedesinfektion handelt es sich um das gezielte Abtöten oder Inaktivieren von Krankheitserregern. Dabei unterscheidet man zwischen der hygienischen Händedesinfektion und der chirurgischen Händedesinfektion. Die hygienische Händedesinfektion hat zum Ziel, dass unerwünschte Mikroorganismen, die auf der Hautoberfläche liegen, abgetötet oder entfernt werden. Bei der chirurgischen Händedesinfektion sollen auch die tiefer sitzenden Mikroorganismen erfasst werden.
Entscheidend für die Wirkung ist sowohl das Einhalten der Empfehlungen für Dosierung und Einwirkzeit sowie die vollständige Behandlung der gesamten Hand inklusive Fingerkuppen, Daumen und Fingerzwischenräumen. Sowohl das Wirksamkeitsspektrum als auch alle Anwendungshinweise sind auf den Produkten genannt. Die Anwendung der Händedesinfektion ist hauptsächlich auf das professionelle Umfeld in entsprechend sensiblen Bereichen beschränkt. Dazu gehören beispielsweise neben Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen Betriebe im Bereich der Lebensmittelherstellung und -verarbeitung. Aber auch außerhalb solcher Bereiche kann sowohl im öffentlichen Raum als auch im privaten Bereich die Anwendung der Händedesinfektion sinnvoll sein, wie jetzt während der Corona-Pandemie.
Antimikrobielle Wirkung auf der Haut
Kombinationsprodukte in Form desinfizierender Waschlotionen entfernen den Schmutz und erzielen daneben eine antimikrobielle Wirkung auf der Haut. Ein Nachteil kann hier die teilweise längere Einwirkzeit sein, die in der Praxis oft nicht eingehalten wird. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit der Falschanwendung wegen der Verdünnung mit Wasser erhöht. Nachteile können sich auch dadurch ergeben, dass die Wirkstoffe auf der Haut verbleiben und die Produkte bei häufigerer Anwendung durch die stärkere Entfettung der Haut weniger verträglich sind.
Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste und Wohlfahrtspflege empfiehlt sogar, dass Gesundheitspersonal, das häufig Handhygiene betreiben muss, die Hautreinigung ausschließlich auf Fälle sichtbarer Verschmutzungen beschränken sollte. Als hautschonendere Alternative wird empfohlen, eine rückfettende Händedesinfektion anzuwenden.
ZUM AUTOR
Autor Dr. Olaf Munz (Foto) ist Leiter Entwicklung und Qualitätsmanagement bei der Firma Herwe.