Auf der Vertical Pro, der Messe für Industrieklettern, Baumpflege, Rettung sowie Betreibende von Kletterhallen und Hochseilgärten, stand Ende November zum dritten Mal der Austausch zwischen über 2.269 vertikalen Professionals im Mittelpunkt. „In ihrem dritten Jahr konnte die Vertical Pro erneut über sich hinauswachsen und bestätigt damit einmal mehr ihre Relevanz für die professionelle Kletterszene“, verkündeten Messe-Chef Klaus Wellmann und Projektleiterin Sharon Kommer.
„Die Atmosphäre während der zwei Messetage war wirklich etwas Besonderes und geprägt vom interdisziplinären Austausch“, so Sharon Kommer. Größer, umfangreicher und internationaler – auch das war die Vertical Pro in diesem Jahr: „Insgesamt verzeichnen wir einen Zuwachs von 20 Prozent bei den ausstellenden Unternehmen und zehn Prozent mehr belegte Hallenfläche“, resümierte sie zufrieden.
Beim Spezialisten für „Fortbewegung in gefährlichen Umgebungen“ Petzl zeigte man sich mit der Messe rundum zufrieden. „Unser Stand war vom Start weg immer gut besucht“, sagte Christoph Driever, Chef von Petzl Deutschland. „Es ist schon eine ganz besondere ,special interest´-Klientel hier vor Ort, aber alle Gespräche sind sehr effizient.“ Der Hersteller hat sich auch mehr auf die Gespräche fokussiert, weniger als auf anderen Messen einzelne Produkte in den Vordergrund geschoben. „Wir haben dieses Konzept von Anfang an mit der Messe gelebt“, so Driever, der betont: „Diese Messe hat das Zeug, eine echte Bereicherung für die Branche zu sein.“
Weltneuheit präsentiert
Auch beim Seilhersteller Béal war der Stand sehr gut besucht, das Team war ständig im Gespräch. „Ziel ist klar eine weitere Steigerung unserer Sichtbarkeit auf dem deutschen Markt, um unsere Marktposition weiter auszubauen“, so Country-Salesmanager Buffi Gollhardt. In den Mittelpunkt des Messe-Auftritts in Friedrichshafen hatte das französische Unternehmen den „Harnaise Solace“ gerückt. Diesen Auffang- und Haltegurt bezeichnet Gollhardt als besonders bequem, weil an diesem Gurt auch die Länge der Beinabstände individuell einstellbar ist. „Die Vertical Pro bietet eine gute Mischung aus Handel und Endkunde“, so Gollhardt, „eine hohe Frequenz und eine internationale Mischung.“
Eine außerordentlich gute Resonanz erfuhr auch der Allgäuer Spezialist für Bergsport- und Kletterausrüstung Edelrid. Das Unternehmen aus Isny nutzte die Vertical Pro sogar, um eine „komplette Weltneuheit“ zu präsentieren. Mit „Pinch“ präsentierte der Kletterspezialist eine kleine und leichte Alternative zum Abseilgerät „Megawatt“. „Das Gerät wurde in erster Linie für den Sport entwickelt, aber es ist auch eine mögliche Lösung für den Businessbereich“, sagt Thomas Zack vom Vertriebs-Außendienst bei Edelrid. „Allerdings eher ein Gerät für Leute, die nur hin und wieder beruflich klettern.“ Das neue Abseilgerät verfügt auch über eine Paniksicherung, ist allerdings nur bis zu 120 Kilogramm zugelassen. „Damit ist es zum Beispiel für Rettungseinsätze nicht zugelassen“, so Zack.
Sven Drangeid, Leiter des Fach- und Interessenverbands für seilunterstütze Arbeitstechniken (FISAT) stellte fest: „Uns hat gefreut, dass das Vortragsthema auf branchenübergreifendes Interesse stieß und die Zuhörenden auch bis zum Ende des Vortrags blieben. Und auch die Resonanz der Podiumsdiskussion war sehr positiv. Es zeigt, dass die Beteiligten erkannt haben, dass man im Regelfall nur einmal runterfällt. Es kam zu sehr interessanten Gesprächen mit Repräsentanten aus Bereichen, die auch in der Höhe arbeiten, aber mit denen man bisher keine große Schnittmenge erkannt hatte. An diesen Stellen hat man gemerkt: Wir haben einen Spezialbereich, ihr habt einen Spezialbereich – hier können wir voneinander lernen. Wir sind auch im nächsten Jahr gerne wieder als Partner im Rahmenprogramm auf der Vertical Pro präsent.“
Christoph Driever, (l.) Chef von Petzl Deutschland, im Gespräch mit Chefredakteur Camillo F. Kluge.
Die vierte Vertical Pro findet am 22. und 23. November 2024 in Friedrichshafen statt.
„Fokus auf das Thema Arbeitssicherheit“
Die dritte Vertical Pro konnte erneut wachsen. Laut Messe Friedrichshafen kamen nicht nur mehr Fachbesucher in die Hallen, auch ist die Zahl der Aussteller gestiegen. Doch mancher hatte den Eindruck, dass im Bereich der Industriekletterer das Geschehen stagniert. Nicht nur darüber sprach Chefredakteur Camillo F. Kluge mit Vertical Pro Projektleiterin Sharon Kommer.
Frau Kommer, wie ist denn die Entwicklung der Aussteller im Businessbereich, also bei den Industriekletterern?
Sharon Kommer: Wir verzeichnen da tatsächlich einen Zuwachs an kleinen und mittelgroßen Unternehmen, wie zum Beispiel den Baumpfleger Eder aus Österreich. Den haben wir auf einer Veranstaltung kennengelernt und von der Vertical Pro überzeugt. Er ist ein Beispiel für viele: Wir gewinnen viele neue Kontakte und damit auch Aussteller über andere Veranstaltungen, denn wir sind immer noch dabei, die Vertical Pro bekannter zu machen. Dabei legen wir schon aktiv einen Fokus auf das Thema Arbeitssicherheit.
Eine Messe zu etablieren ist nicht leicht, oder? Selbst nach drei Jahren.
Kommer: Ich bin ja erst im Mai eingestiegen. Da musste ich erst einmal alles und alle kennenlernen. Das bedarf alles etwas Zeit, genauso wie eine Messe zu etablieren. Wie gesagt legen wir einen intensiven Fokus auf den Bereich Arbeitssicherheit und werden das Thema aktiver angehen. Wir haben bereits in den letzten Wochen für die Vertical Pro 2024 vorgearbeitet, waren auf Terminen und Veranstaltungen und haben gute Kontakte zu verschiedenen Unternehmen in dem Bereich geknüpft. Das führen wir auch fort und gehen fest davon aus, dass wir da kommendes Jahr ein weiteres Plus an Ausstellern verzeichnen.
Gibt es unterstützende Maßnahmen, um die Arbeitssicherheit zu stärken?
Kommer: Wir werden das Thema deutlich präsenter darstellen und auch im werblichen Bereich für die Messe mehr auf Arbeitsschutz und Arbeitssicherheit abzielen. Das beginnt damit, dass wir unsere Webseite umstrukturieren. Dann wird nicht mehr vorrangig der sportive Bereich wahrgenommen, sondern der Arbeitsschutz gleichberechtigt daneben stehen.
Ein Pfund, mit dem die Vertical Pro wuchern kann, sind doch die Vorträge und Referenten – auch im Bereich Arbeitssicherheit.
Kommer: Unbedingt. Ich bin echt begeistert von unserem diesjährigen Vortragsprogramm. Es ist äußerst vielfältig, spricht unterschiedliche Communities an. Das ist uns auch sehr wichtig, dass wir damit alle Zielgruppen erreichen. Auch die Demo- und Test-Area darf man dabei nicht unterschlagen, die dieses Jahr mit acht Stationen sehr umfangreich war. Sie lädt ja nicht nur den Aussteller ein, seine Produkte zu präsentieren, sondern auch die Besucher, die diese Produkte testen können. Das sind solche Mehrwerte der Vertical Pro, die wir noch intensiver hervorheben müssen.
Frau Kommer, vielen Dank für das kurzfristig anberaumte Gespräch.