Unternehmen, die auf nachhaltigen Arbeitsschutz setzen, sind gut aufgestellt – auch wirtschaftlich. Darin waren sich die Gesprächspartner der ersten Ausgabe des Online-Formates „Die Basi im Dialog“ einig. Rund 200 Teilnehmende stellten viele Fragen an Dr. Christian Felten, Geschäftsführer der Basi, Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, und seinen Gast Sebastian Bartels, Senior Vice President und Head of Global Sustainability Services der weltweit agierenden Experten-Organisation Dekra.
Das Publikum des Online-Formates „Die Basi im Dialog“ war von Anfang an beteiligt, als es darum ging, Wirksamkeit und Wirtschaftlichkeit des nachhaltigen Arbeitsschutzes zu beleuchten. Die zentrale Rolle, die dem Arbeitsschutz für einen konkreten Fortschritt zukommt, wurde direkt bei einer ersten Umfrage unter den rund 200 Teilnehmenden an ihren Bildschirmen klar.
Dr. Christian Felten, Geschäftsführer der Basi, Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, verdeutlichte: „Eine einzelne Maßnahme macht noch kein nachhaltiges Unternehmen aus – es geht darum, wie verschiedene Maßnahmen zusammenwirken.“ Als Beispiel nannte er ein Unternehmen, das nicht nur persönliche Schutzausrüstungen für Mitarbeitende anschafft, sondern sie auch konsequent einsetzt. Ein wichtiger Aspekt im Sinne verstärkter Nachhaltigkeit: Der sogenannte „Green Deal“ der Europäischen Union, mit dem unter anderem erreicht werden soll, dass gefährliche Stoffe nicht mehr bei der Arbeit verwendet werden.
Gesundheit und Gleichberechtigung
An dem Thema Nachhaltigkeit komme kein Unternehmen mehr vorbei – in allen Lieferketten sei sie verankert. „Das reicht von den Rohstoffen, die für die Erzeugung eines Produktes benötigt werden, bis hin zur Verantwortung, die für dieses Produkt übernommen werden muss“, diese Ansicht vertritt Sebastian Bartels, Senior Vice President und Head of Global Sustainability Services der weltweit agierenden Experten-Organisation Dekra.
„Nachhaltigkeit wird inzwischen bewertet, wenn man mit Banken und Investoren Geschäfte macht“, so Bartels. Dabei gehe es um Themen wie Gesundheit oder das psychische Wohlergehen von Mitarbeitenden, aber auch um Gleichberechtigung. Der Arbeitsschutz könne entscheidend bei einer entsprechenden Entwicklung von Unternehmen unterstützen. „Die Voraussetzung dafür ist allerdings, dass Führungskräfte dies wollen und Zielvereinbarungen treffen, die kommuniziert werden“, betonte Felten. Es handele sich nicht um einen Zustand, sondern um einen Prozess, bei dem die Mitarbeitenden „mitgenommen“ werden müssten, damit er sich auszahle.
Bartels wies darauf hin, dass kleine und mittlere Unternehmen im Unterschied zu großen Firmen keine Fachabteilungen mit entsprechendem Know-how haben: „In solchen Fällen bietet es sich an, auf etablierte Methoden, Entscheidungsprozesse und Gremien wie die Arbeitsschutzausschüsse zurückzugreifen, um mithalten zu können. So lassen sich etwa Gefährdungsbeurteilungen gut entlang der Wertschöpfungskette einsetzen.“ Felten hob hervor, dass bekannte Vorgehensweisen, etwa nach dem Stop-Prinzip (Substitution, Technische Maßnahmen, Organisatorische Maßnahmen und Persönliche Schutzausrüstung) generell im Unternehmen bei Themen wie Energieeffizienz oder der Ermittlung der CO2-Bilanz eingesetzt werden können.
Präventive Maßnahmen sind schlau
Die Pandemie hat es laut den Gesprächspartnern ans Tageslicht gebracht: Unternehmen, die ein durchdachtes Business Continuity Management schon vor der Pandemie eingeführt hatten, taten sich in der Pandemie leichter, die Herausforderungen zu meistern. „Kritische Prozesse und Ressourcen waren bekannt, alternative Lösungen standen bereit oder vorübergehend nicht verfügbare Einheiten konnten ersetzt werden“, sagte Bartels und ergänzte: „Führungskräfte können Themen wie Nachhaltigkeit oder Arbeitsschutz nicht mehr außen vor lassen. Aus meiner Sicht hat sich deutlich gezeigt: Vorausschauendes Risiko- und Krisenmanagement bringt einen echten Mehrwert und erfüllt überdies die Erwartungen von Shareholdern wie auch von Kunden. Wir müssen davon ausgehen, dass es auch künftig immer wieder zu weltweiten Krisen kommen wird. Daher sind diese präventiven Maßnahmen einfach nur schlau investiert und helfen Unternehmen dabei, robust zu bleiben.“
Eine Kultur der Prävention in Unternehmen kann zudem dafür sorgen, dass Belastungen von Mitarbeitenden gemeistert werden und der Krankenstand nicht steigt – dieser Aspekt stellte sich in einer Publikumsanfrage als bedeutsam heraus.
Dr. Christian Felten
Geschäftsführer der Basi, Bundesarbeitsgemeinschaft für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.