Früher wurden Baustellen bei Eis und Schnee oft mehrere Monate in den Winterschlaf versetzt. Doch dank der technischen Weiterentwicklung von Zement & Co. ist das heute anders. Das ist gut für Produktivität und Umsatz, birgt jedoch zusätzliche Gefahren für die Mitarbeiter. Damit die Zahl der Arbeitsunfälle möglichst bei Null bleibt, hat Sicherheitsingenieur Donato Muro einige Tipps parat.
Schichtbeginn im frostigen Morgengrauen, Feierabend bei einbrechender Dunkelheit: Im Winter sorgt allein das abnehmende Tageslicht für veränderte Arbeitsbedingungen auf Baustellen. An manchen Tagen scheint es sogar permanent dämmrig zu bleiben. Hinzu kommen die Gefahren durch Frost, Kälte und Schnee. Deshalb brauchen SiGeKo und Bauleiter im Winter ein besonders aufmerksames Auge, wenn es darum geht, für maximale Sicherheit auf der Baustelle zu sorgen. Denn die größten Risiken der Winterbaustelle sind auf den ersten Blick oft gar nicht sichtbar.
Das Risiko, auf Glatteis auszurutschen, ist vor allem groß, wenn Dämmerung herrscht und wir nicht erkennen können, ob der Untergrund lediglich nass oder bereits gefroren ist. Manchmal kann sich Glätte auch unter Laub oder einer dünnen Schicht Schnee verbergen. Auf Baustellen ist es unerlässlich, nach einer kalten Nacht zu prüfen, ob alle Flächen sicher betreten werden können, und sie gegebenenfalls entsprechend zu präparieren. Ein Eimer Streusalz sollte deshalb auch auf Kleinbaustellen immer vorrätig sein. Tückisch wird Frost auch auf Metalloberflächen, etwa bei Gerüsten oder Trittflächen von Leitern. Sie können extrem rutschig werden, wenn nach einer eisigen Nacht die Sonne herauskommt. Nicht nur deshalb sollten sie immer nur mit Profisohlen betreten und mit Arbeitshandschuhen angefasst werden. Denn gefrorenes Metall kann an der feuchten Haut festfrieren und beim Losreißen schmerzhafte Wunden verursachen.
Auf gute Ausleuchtung achten
Im Dezember wird es schon nachmittags dunkel, sodass unbedingt auf gut ausgeleuchtete Verkehrswege innerhalb der Baustelle geachtet werden muss. Sie sollten mit mindestens 20 Lux flächendeckend bestrahlt werden, um die Sicherheit des Teams zu gewährleisten.
Da moderne LED Lampen keine Wärme entwickeln, müssen sie regelmäßig vom Schnee befreit werden, um in voller Stärke arbeiten zu können. Bei klassischen Lampen tauen Schnee und Eis mit der Zeit von alleine weg. Vor allem die Sicherheits- und Rettungswege einer Baustelle müssen in der Dämmerung bestens sichtbar sein. Die gefährlichsten Unfälle auf Baustellen sind ganzjährig in erster Linie Stürze – zum Beispiel von einem Gerüst, einer Leiter oder auch in eine Grube. Diese Gefahr potenziert sich in den Wintermonaten. Deshalb muss morgens immer genügend Zeit eingeplant werden, um die Gerüstflächen von Eis und Schnee zu befreien und die gesamte Ausrüstung noch genauer unter die Lupe zu nehmen. Löcher, die mit Brettern abgedeckt wurden, sollten zusätzlich gekennzeichnet werden. Schnee verändert die gesamte Optik der Baustelle, da er sich wie eine weiße Decke über den Untergrund legt und alles „gleich“ aussehen lässt. Sprich: Sind die Löcher und Gruben nicht extra gekennzeichnet, besteht die Gefahr, dass ein Mitarbeiter auf den Holzplanken ausrutscht oder versehentlich mit einem schweren Baustellenfahrzeug darüber fährt und einbricht.
Donato Muro
… ist ein interdisziplinärer Experte, der seine Ausbildung an diversen renommierten deutschen Hochschulen absolviert hat. Mit einem breiten Fachwissen als Chemiker, Ingenieur, Toxikologe, Jurist und Arbeitspsychologe sieht er den Arbeitsschutz weniger als Beruf, sondern vielmehr als Berufung. Neben seiner aktiven Rolle im Arbeitsschutz, trägt Donato Muro als Lehrbeauftragter an verschiedenen deutschen Hochschulen zur Ausbildung der nächsten Generation von Fachleuten bei.