Eine technische Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten, englisch „Human Augmentation“, ist eine Variante, den enormen Herausforderungen körperlich belastender Arbeitsplätze zu begegnen. Das Robotik-Unternehmen German Bionic setzt dabei auf hybride Automatisierung mit Extra-Power.
Demografischer Wandel, Fachkräftemangel, Leistungsdruck, Engpässe in Lieferketten, krankheits- oder überlastungsbedingte Ausfälle von Mitarbeitenden − in vielen Bereichen der heutigen Arbeitswelt verknüpfen sich diese Aspekte zu einer scheinbar unauflösbaren Kette. Besonders betroffen sind Branchen und Industriezweige mit nicht automatisierbaren, körperlich belastenden Arbeitsplätzen wie Logistik, Baugewerbe, Kfz-Werkstätten oder Paketdienste. Solche Arbeitsplätze müssen fit für die Zukunft gemacht werden: gesünder, sicherer und attraktiver für die Teams, effizienter für die Unternehmen. Das bedeutet: Dort, wo Automatisierung an ihre Grenzen stößt, werden körperlich hart arbeitende Menschen mit smarten Wearables und robotischen Exoskeletten ergonomisch entlastet und zugleich KI-basiert, vernetzt und sicher in digitale Prozesse integriert.
Beispiel Logistik und Intralogistik: Auch im hochmodernen Warehouse gibt es Aufgaben, die Menschen effektiver ausführen. Dazu gehören das Kommissionieren sowie das Be- und Entladen von Paletten, Lkw und anderen Transportmitteln. Denn die unterschiedlichen Größen und Gewichte von Lasten machen beispielsweise das Palettieren in automatisierten Lagern oft zu einer Herausforderung. „Die smarten Wearables und Exoskelette von German Bionic sind exakt für solche Arbeitswelten konzipiert“, sagt Norma Steller, Chief Product Officer bei German Bionic. Wenn ein Lkw einfährt oder kommissioniert wird, streifen die Arbeitenden die smarten Tools in Sekundenschnelle über, und schon vereint sich menschliche Flexibilität mit maschineller Kraft.
Die Power Suits sind so konzipiert, dass sie auch über eine ganze Schicht hinweg getragen werden können und die Teams unterstützen, ohne sie zu behindern. Sie lassen sich wie ein Rucksack tragen und werden zudem an den Oberschenkeln befestigt. „Wir haben sie so designt, dass die Passformen flexibel sind. Ob groß oder klein, männlich oder weiblich, eher kräftiger oder schmaler im Körperbau: Die Tools passen sich optimal und komfortabel an die jeweiligen Nutzenden an“, erläutert Norma Steller. „So bieten wir ein breites Spektrum an Einsatzmöglichkeiten und schaffen auch auf dem manuellen Arbeitsmarkt eine Basis für mehr Inklusion und Diversität.“ Auch die jeweils benötigte zusätzliche Kraft lässt sich über einen inte-grierten Screen individuell einstellen.
Weniger Anstrengung, weniger Rückenschmerzen, weniger Krankheitstage
Ob Pakete, Kisten, Reifen, Baukomponenten, Zementsäcke oder Koffer − was auch immer Menschen in ihren Jobs täglich zu hieven, zu tragen oder in gebeugter Haltung zu montieren haben: Die Kraftanzüge auf ihren Rücken geben ihnen bei jeder Hebe- und Tragebewegung aktiv zusätzliche Energie und eine Entlastung von bis zu 30 Kilogramm. So müssen sie weniger Muskelkraft aufwenden und werden über ein integriertes Ergonomie-Frühwarnsystem zugleich vor rückenschädigenden Fehlhaltungen bewahrt. Das beugt arbeitsbedingten Rückenerkrankungen vor, sorgt für weniger Erschöpfung, geringere Fehlerquoten und bis zu 25 Prozent weniger Krankheitstage.
Das Besondere an diesem System: Durch die Vernetzung der Exoskelette werden die Bewegungen digital erfasst. „Auf einer Baustelle beispielsweise müssen Arbeitskräfte allein, um eine Standardpalette mit Zementsäcken von A nach B zu bringen, mehr als eine Tonne heben und tragen. Die jeweilige Entlastung durch das Exoskelett auf dem Rücken lässt sich am Ende eines Tages exakt ablesen“, sagt Norma Steller. „Da steht dann zum Beispiel so etwas wie: 717 kg Last kompensiert, entspricht einem halben Kleinwagen.“
Arbeitsschutz wird messbar und anschaulich
So macht die cloudbasierte Datenplattform German Bionic IO Arbeitsschutz nicht nur messbar, sondern auch anschaulich. Das System analysiert die von den Wearables und Exoskeletten DSGVO-konform erhobenen und anonymisierten Daten, lernt durch Machine Learning und KI kontinuierlich dazu und verbessert die jeweiligen Sicherheitsmaßnahmen mit jeder Bewegung der Trägerin oder des Trägers. So lassen sich je nach Arbeitsumgebung und eingesetztem Gerät die jeweiligen Risiken, Trends und Prozessoptimierungen ermitteln.
Das integrierte KI-basierte Ergonomie-Frühwarnsystem Smart Safety Companion identifiziert zudem ergonomische Risiken innerhalb von Arbeitsabläufen, gibt individuelle Empfehlungen und zeigt Optimierungspotenziale auf. „Diese ergonomischen Arbeitsschutzmaßnahmen sind wegweisend“, erklärt der Präventionsmediziner Prof. Dr. Herbert Schuster. „Denn kräftezehrende und wiederholte Arbeitsvorgänge können zu Ermüdung führen. Und Ermüdung gehört zu den Hauptursachen, dass Menschen Fehler machen und sich am Arbeitsplatz verletzen. Mit zusätzlicher maschineller Energie reduzieren aktive Exoskelette wie die von German Bionic wirksam die Fehlbelastung des unteren Rückens und den Grad der Muskelermüdung. So verringern sie nachweislich das Risiko von Muskel- und Skeletterkrankungen.“
Passende Unterstützung für jede Arbeitsumgebung
Dass die Exoskelette staub- und wasserdicht sind, macht sie zu Allroundern. Sie lassen sich ebenso gut in kleinen Lagern für Einzelpersonen wie auch im Mega-Warehouse für größere Teams einsetzen. Sie unterstützen beim Außeneinsatz auf Baustellen, bei der Montage von Reifen in Kfz-Werkstätten, beim Gepäckhandling am Flughafen oder bei der Paketzustellung. „Wir können mit unseren ergonomischen Tools für nahezu jedes Unternehmen und jede Arbeitsumgebung, in der manuelle Arbeit geleistet wird, die passende Unterstützung bereitstellen“, sagt Norma Steller. Auch die Feuerwehr hat bereits ihr Interesse bekundet.
Das neueste Exoskelett-Modell Apogee von German Bionic hatte auf der CES 2023 in Las Vegas einen viel beachteten ersten Auftritt. Der Power Suit, der im zweiten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen wird, ist noch schlanker, komfortabler und leichter gebaut als seine Vorgänger, passt sich automatisch den natürlichen Bewegungen der Arbeitskräfte an, lässt sich unkompliziert in den Arbeitsalltag integrieren, intuitiv bedienen, je nach Bedarf problemlos an- und ablegen sowie mit Beinschlaufen und diversen Westengrößen individuell anpassen. Diese enorme Flexibilität eröffnet auch zusätzliche Einsatzbereiche.
Die smarten Wearables und Exoskelette leisten Technologie-basiert einen signifikanten, quantifizierbaren Beitrag zur Prävention von MSE. Sie revolutionieren damit den Arbeitsschutz an körperlich stark beanspruchenden Arbeitsplätzen. Denn sie sorgen dafür, dass manuelle Arbeit sicherer, leichter und attraktiver wird − bei gleichzeitig mehr Produktivität. „Mit dem Einsatz unserer robotischen Exoskelette können Unternehmen ihren Mitarbeitenden Wertschätzung entgegenbringen und gleichzeitig Krankheitstage reduzieren, Kosten sparen und produktiver sein“, sagt Armin G. Schmidt, Mitgründer und CEO von German Bionic.