Für Industriekletterer nimmt Arbeitsschutz und die richtige persönliche Schutzausrüstung einen existentiellen Stellenwert ein. Ohne diese wäre auch die Arbeit von Christian Körömi nicht möglich. Er ist einer der „Experten“ bei Höhenpass, einem Spezialisten im Bereich Absturzsicherung und Industrieklettern. Der Beitrag schildert, wie sein Arbeitsalltag aussieht und warum er sich trotz der Risiken immer wieder in die Höhe wagt und dabei sicher fühlt.
Nicht selten startet die Karriere eines Industriekletterers in einer anderen, oftmals handwerklichen Branche. Auch Christian Körömi arbeitet zunächst viele Jahre als Dachdeckermeister im eigenen Meisterbetrieb. Als er 2006 im Rahmen eines Auftrages bezüglich einer Hochhaussiedlung an die Grenzen seiner Möglichkeiten als Dachdecker kommt, beschleicht Ihn zum ersten Mal die Idee einer neuen Herausforderung.
Voraussetzungen für Höhenarbeiter
So wagt er einige Jahre später die Weiterbildung zum Industriekletterer und nimmt an der Zertifizierung des deutschen Kletterverbandes FISAT teil. Mittlerweile hat er alle Qualifizierungen nach FISAT (Level 1-3) abgeschlossen und besitzt weitere Zertifikate wie z. B. „Sachkundiger für persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz nach DGUV Grundsatz 312-906“ oder „Montage/Revision Permanenter Systeme verschiedener Hersteller“.
Die Frage nach den Vorrausetzungen zum erfolgreichen Höhenarbeiter lässt sich nicht nur mit dem Besitz verschiedener Zertifikate und Qualifikationen beantworten. Die tägliche Arbeit geht oft mit handwerklichen Tätigkeiten einher. Körömi erklärt: „Sei es die Reparatur von Schieferplatten, Verfugungs- und Reinigungsarbeiten oder das Spannen von Vogelnetzen. Eine handwerkliche Begabung ist auf jeden Fall hilfreich und von Vorteil.“
Vertrauen in die Austrüstung
Zudem kommt das Vertrauen in die Ausrüstung. „Der erste Einsatz im Seil ist immer ein bisschen angsteinflößend“, so Körömi. „Allerdings wird das Vertrauen in die Ausrüstung mit jedem Einsatz größer. Außerdem ist Respekt vor Höhen und Tiefen und den verschiedenen Risiken nicht schlecht. Denn wenn dieser Respekt verloren geht, neigt man schonmal dazu, sich selbst zu überschätzen, und das kann echt gefährlich werden,“ erklärt er.
Oftmals vergessen wir, dass Industriekletterer nicht nur Höhen bezwingen, sondern auch in Schächte und andere beengte Räume einsteigen. Diese sind oft nicht durch Gerüste oder Steigleitern zu erreichen und der Zugang ist dementsprechend aufwändig. Auf die Frage ob Christian Körömi lieber in der Höhe oder Tiefe arbeitet antwortet er: „Spannend ist beides, und mich zu entscheiden, was mehr Spaß macht, könnte ich nicht. Allerdings muss ich auch gestehen, dass durch viele zusätzliche Risiken in gefährdeten Räumen wie z. B. in Kesseln und Schächten ein mulmiges Gefühl aufkommen kann. Explosionsgefahren, Sauerstoffmangel und chemische Ausgasungen… Ein einziger Funke kann zu einer Explosion führen, der Aufstieg muss also immer gewährleistet sein. Aber auch in der Tiefe bringt mir meine Erfahrung und das Wissen über meine Ausrüstung die nötige Sicherheit“.
„Ein herausfordernder, aber vor allem sehr spannender Einsatz war die Montage von Wetterradaren auf den Philippinen. In Strandnähe und unter Arbeitsbedingungen, die wir uns ins Deutschland gar nicht vorstellen können“, erzählt Körömi. „Es herrscht grundsätzlich ein tropisches Klima und Arbeitssicherheit wird von vielen Arbeitskräften nicht ernst genommen. Das hat die Zusammenarbeit natürlich erschwert. Doch das Panorama und die Erfahrung hat das alles wett gemacht“. Weiter erklärt er: „Immer wieder herausfordernd sind Höhenarbeiten an Kirchtürmen und -dächern. Hier gibt es oftmals keine geeigneten Ankerpunkte zum Absichern und man muss sich immer neu anpassen können. Höhen von bis zu 90 Metern und der Aufstieg an sehr individuellen Architekturen bis hin zur Kirchturmspitze sind nicht zu unterschätzen. Genau diese Herausforderungen machen den Arbeitsalltag aber spannend. Es bietet sich daher oft ein großartiges Panorama als Ausgleich für die Mühen des Aufstieges“.
Fehler schnell lebensbedrohend
Machen Industriekletterer Fehler, kann dies ganz schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. „Ich habe zum Glück erst einmal erlebt, dass es durch ein austretendes Gas in einem Kessel zu einer Erstickungsgefahr kam“, berichtet Körömi. „Oftmals liegt das nicht an den Kletterern selbst oder an fehlerhaftem Equipment. Eine Situation wird gefährlich, wenn die Planung vorher schon fehlerbehaftet ist, etwa durch nicht vorhandene Informationen. Um dies zu vermeiden ist ein ausführliches Gespräch mit dem Auftraggeber und bestenfalls eine vorherige Objektbegutachtung unumgänglich“.
Um weiteren Fehlern aus dem Weg zu gehen, kommt für die Industriekletterer von Höhenpass nur das beste Equipment infrage. „Nicht alleine unser Know-how oder die Erfahrungen macht meine Kollegen und mich zu Experten für Arbeiten in Höhen und Tiefen. Wir arbeiten mit zahlreichen namenhaften Herstellern zusammen und verfügen dadurch immer über individuelle Lösungen bei unseren Herausforderungen. Dadurch konnten wir bisher jede Herausforderung sicher und unfallfrei meistern,“ erläutert er.