Kircheneinrüstungen sind sozusagen eine Königsdisziplin des Gerüstbaus. Entsprechend vereinte die Turmeinrüstung der Augsburger Ulrichsbasilika nahezu alle Raffinessen dieses Handwerks. Mit dem System von Peri ließen sich aber alle Herausforderungen meistern.
Einerseits fasziniert das Arbeiten an solch exponierten Lagen und mit Ausblicken, die nur Wenigen vergönnt sind. Andererseits wiederum sind die Gerüstbauarbeiten und -planungen bei Kirchen äußerst anspruchsvoll: Um Sanierungsarbeiten sicher und fachgerecht ausführen zu können, müssen die Arbeits- und Schutzgerüste geometrisch und statisch jeweils projektspezifisch an das oftmals komplexe Kirchenbauwerk und die Gegebenheiten vor Ort angepasst werden. Das erfordert insbesondere große Erfahrungen der ausführenden Gerüstbauunternehmen.
Wanderfalken und Fledermäuse
Auch der 93 Meter hohe Zwiebelturm der Augsburger Ulrichsbasilika, die mit vollem Namen „Basilika St. Ulrich und Afra“ heißt, hat es in sich. Denn das spätgotische Gotteshaus aus dem Jahr 1594 in prominenter Innenstadtlage prägt nicht nur das Augsburger Stadtbild, es ist auch die Heimat von Wanderfalken und Fledermäusen. Um alle daraus resultierenden natur- und umweltschutzrechtlichen Belange zeitlich und räumlich zu berücksichtigen, nahmen allein die Vorbereitungen für die notwendigen Sanierungsarbeiten gleich mehrere Jahre in Anspruch. Für die Gerüstbauprofis von Schäfer Gerüstbau hatte das bei der Planung und Ausführung der Gerüstbauarbeiten zur Folge, dass die Turmeinrüstung im Frühjahr 2023 in einem ersten Montageabschnitt nur bis unterhalb der Balustrade erfolgen konnte. Erst nachdem die jungen Wanderfalken flügge waren, wurde die Kompletteinrüstung bis zur Turmspitze in 93 Meter Höhe fortgeführt.
Neben der Berücksichtigung von Wanderfalken und Fledermäusen warteten aber auch viele weitere, logistische und technische Herausforderungen auf das Schäfer-Team: Angefangen bei einem erschwerten Zugang mit Andienung über eine Kirchenmauer, musste gleich zu Beginn auf der Ostseite des Kirchturms in knapp 10 Meter Höhe eine Schwerlastplattform integriert werden. Lastverteilende HEB-Träger und SRU-Stahlträger des „Variokit“-Baukastensystems überbrücken hierbei einen Vorbau und dienen als Aufstellfläche für Gerüstaufzug und Treppenturm. Außenseitig unterstellte „Peri Up“-Traggerüsttürme leiten die Lasten sicher in den tragfähigen Untergrund ab.
Lastabtragung über Dachkehlen nicht möglich
Erst ab etwa 35 Meter Höhe, also oberhalb der dreiseitig umschließenden Dachkonstruktion der Basilika, erfolgte die eigentliche Turmeinrüstung des sogenannten Afraturms auf Basis des „Peri Up“-Gerüstbaukastens. Da eine Lastabtragung über die Dachkehlen bauwerksbedingt nicht möglich ist, musste an der Süd-, West- und Nordseite knapp oberhalb der geneigten Dachflächen eine Konsolbühne realisiert werden. Die aus „Variokit“-Systembauteilen gebildete Auflagerkonstruktion bildet die sichere Basis für das darüber angeordnete Turmgerüst. In Kombination mit speziellen, mittels Klebeanker befestigten Auflagerschuhen können die hohen Lasten auch in Eckbereichen sicher in den Turm abgeleitet werden.
Die „Peri Up“-Einrüstung berücksichtigt insbesondere, dass auf halber Turmhöhe der quadratische in einen achteckigen Querschnitt übergeht. In diesem Abschnitt befindet sich auch die Kirchturmuhr, die im Zusammenhang mit den aufwendigen Putz-, Steinmetz- und Spenglerarbeiten ebenfalls saniert werden kann.
Oberhalb der Balustrade stabilisiert in 65 Meter Höhe eine zweite, abgehängte und innerhalb des Turms verspannte
„Variokit“-Konsollage das nunmehr oktogonal ausgeführte Turmgerüst. Die Besonderheit hierbei: Innerhalb der sechs Gerüstlagen zwischen Querschnittsänderung und Konsolgerüst sind die als Standgerüst und als Hängegerüst ausgeführten Gerüstfelder nahezu unsichtbar ineinander verzahnt. Ganz oben passte sich das Gerüst eng an den zwiebelförmigen Turmhelm an, um diesen und an der Spitze auch noch das goldene Kreuz und den
Wetterhahn in 93 Meter Höhe erreichen und sanieren zu können.
Ebene Arbeitsplätze ohne Stolpergefahr
Schäfer Gerüstbau kann sich bei der äußerst anspruchsvollen Gerüstaufgabe auf die Systemvorteile des „Peri Up“-Gerüstbaukastens verlassen. Insbesondere das metrische Grundraster erlaubt geometrische Anpassungen an das Kirchenbauwerk in 25-cm-Schritten mit Systembauteilen. Damit lassen sich aufwendige Rohrkupplungskonstruktionen vermeiden und sichere, ebene Arbeitsplätze ohne Stolpergefahr schaffen. Da auch der „Variokit“-Ingenieurbaukasten auf dem metrischen Raster basiert, sind beide Baukastensysteme kompatibel. Insbesondere aber unterstützten Peri Ingenieure des Weißenhorner Competence Centers Gerüst die Schäfer-Verantwortlichen bei der Gerüstplanung sowie bei der statischen Berechnung zum Nachweis der Standsicherheit und zur Bemessung der Gerüstlösung.