Vier Geschäftsfelder, 40 Webmaschinen und gut 170 Mitarbeiter am Hauptsitz – so lauten einige Kennzahlen von Span Set, dem Spezialisten für das Weben, Konfektionieren und Ausrüsten von technischen Textilien. Dabei folgt das bald 60 Jahre alte Unternehmen aus dem nordrhein-westfälischen Übach-Palenberg dem Leitspruch: „Stark wie Stahl, aber leicht und handlich“ aus seiner Gründerzeit. Denn mehr denn je sind es das geringe Eigengewicht und die immer höhere Festigkeit der innovativen Hochleistungsfasern, die in der Anwendung den entscheidenden Unterschied machen.
Noch nicht ganz so lange, aber immerhin auch bereits seit über 30 Jahren im Unternehmen ist der heutige Produktmanager Werner Glasen. Entsprechend weiß er wie kaum ein Zweiter über die Produkte und Innovationen von Span Set zu berichten. Wobei er gleich deutlich macht, dass „wir bei Span Set nicht täglich weltverändernde Entwicklungen präsentieren, sondern immer kleine und sinnvolle Innovationen anstreben, die unseren Kunden das Leben erleichtern.“
Umstrukturierung der Produktion
Das gilt nicht nur für die Produkte, auch im Betrieb selbst wird gerade ein Umstrukturierung abgeschlossen, die die Produktionsabläufe optimiert und den Mitarbeitern das Leben erleichtert. Nicht nur, dass sich Span Set „energiemäßig Grüner aufstellt“, wie es Harald Gerads, Leiter der Fertigung bei Span Set, einfach und verständlich formuliert, sondern die Verlagerung der Färberei sowie eine neue Färbemaschine ermöglicht eine einfachere und schnellere Produktion mit kürzeren Wegen und stringenten Abläufen.
Wobei der Begriff Färberei leicht irreführend ist, denn dort passiert wesentlich mehr, als dass nur die Bänder, Gewebe und Schläuche gefärbt werden. „In der Färberei erfolgt die Ausrüstung, von der thermischen Behandlung bis zur Beschichtung. Die Farbe ist eigentlich nur ein Vorgang von vielen, der in der Färberei passiert“, sagt Gerads. Nach der Umstrukturierung wird die neue Maschine dann die vier ersetzen, die bislang zum Einsatz kommen. Dennoch wird diese eine leistungsfähiger sein und zudem weniger Energie benötigen – letztlich ein Gewinn auf allen Ebenen.
Dabei genießt die Färberei und somit besonders die neue Maschine eine elementare Bedeutung bei der Produktion der Bänder und Gewebe, denn „die Temperatur verändert die Produkte. Die thermische Behandlung erlaubt das Einstellen einer definierten Dehnung, was für das Endprodukt ein entscheidendes Merkmal sein kann und in der Anwendung den Unterschied ausmacht“, erklärt Gerads. Insofern beinhaltet die Herstellung von Rundschlingen für extreme Lasten von mehr als 400 Tonnen weit mehr als das lapidare Weben der Schlauchhüllen, es ist eine Wissenschaft für sich. Daher ist die Behandlung der Produkte in der Färberei auch mehr ein Ausrüsten als ein Färben.
Elementares Element für drei Geschäftsfelder
Somit ist die Färberei ein elementares Element für gleich drei der vier Geschäftsfelder des Unternehmens. Sowohl im Bereich Höhensicherungstechnik, der Auffanggurte gegen Absturz und Verbindungsmittel, Geräte zum Retten und Evakuieren, abseilen und sichern umfasst, in der Hebe- und Anschlagtechnik, wo Rundschlingen und Hebebänder Lasten und Bauteile sichern oder heben, die schon einmal mehrere 100 Tonnen wiegen, und schließlich in der Ladungssicherung mit Zurrgurten und Ladungssicherungsnetzen, sind Bänder, Gurte und Schläuche aus Chemiefasern elementar – und die gehen alle durch die Färberei.
Produkt muss zuverlässig funktionieren
Die Garne für seine Bänder und Gurte und Schlaufen bezieht Span Set überwiegend aus Fernost. „Noch werden bei uns keine recycelten Garne verwebt“, sagt Gerads, „aber wir beschäftigen uns intensiv mit dem Thema.“ Das Problem ist einfach, dass die Fasern nach dem Recycel-Vorgang nicht mehr die gleiche Festigkeit aufweisen wie das eigentliche Rohmaterial. Das ist vielleicht bei leichteren Aufgaben zu verschmerzen, aber wenn an einer Rundschlinge beispielsweise eine mehr 100 Tonnen schwere Tunnelvortriebsmaschine hängt, – wie beim im nebenstehenden Bericht beschriebenen Einsatz in Essen – muss das Produkt zuverlässig funktionieren. Ein Reißen verursacht nicht nur einen enormen materiellen Schaden, auch Menschenleben wären gefährdet. Aber: „Es zeichnet sich immer mehr ab, dass Polyester einen zweiten Produktkreislauf durchlebt, wahrscheinlich zunächst bei unkritischen Elementen der Produkte“, bleibt
Glasen mit Span Set hartnäckig, um möglichst zeitnah ressourcenschonend, aber eben auch sicher und zuverlässig zu produzieren. Da Sicherheit und Zuverlässigkeit existentiell für Span Set sind, werden auch die Garn-Lieferungen regelmäßig detailliert überprüft. „Von jeder Tonne, die wir an Grundgarnen geliefert bekommen, wird eine Spule als Probe genommen“, sagt Glasen. Damit geht keine Charge einfach so ins Lager, sondern das Prüflabor greift immer zuerst darauf zu. Auch nach den einzelnen Arbeitsschritten gibt es Kontrollen. Das gilt sowohl für Bänder und Gurte, Beschlagteile und Halbzeuge als auch für die fertigen Hebebänder, Zurrgurte und Rundschlingen.
Ideenschmiede entwickelte spezielle Haken
Neben den Geweben gehören auch Beschlagteile, Verbindungs- und Spannelemente zu den Produkten, die Span Set herstellt. Dabei zeigt das Unternehmen besondere Kompetenz und Erfindungsreichtum. So hat Span Set den „Snake Hook“ für die Transportsicherung von Pkw und Lkw auf Trailern entwickelt. Dieser spezielle Haken verfügt über eine größere Kontaktfläche zum Blech, in das er eingehakt oder fixiert wird.
Die eingeleitete Kraft wird flächig verteilt, die Gefahr, dass am Lochblech etwas ausreißt, ist damit gebannt. „Den Haken haben wir entwickelt, er wird nach unseren Vorgaben produziert und ausschließlich in unseren Systemen verbaut“, erläutert Glasen.
ANEKDOTE:
Werner Glasen: „Ein früherer Kollege ist vor vielen Jahren nach München geflogen, um dort ein Seminar durchzuführen. Am Flughafen wurde sein Gepäck kontrolliert und er wurde gefragt, was er da im Koffer hätte. Willi antwortete ,Anschlagmittel´, also Produktmuster für sein Seminar. Sie können sich vorstellen was passierte. Das hätte ich gerne miterlebt.“
Der „45 Hook“ ist ebenfalls der Ideenschmiede von Span Set entsprungen, dient ebenfalls der Transportsicherung von Pkw und Lkw und folgt dem gleichen Prinzip wie der „Snake Hook“. Hier ist nur die Neigung mit 45 Grad anders, der Effekt der optimalen Krafteinleitung und Schonung des Lochblechs bleibt aber gleich. Beide Haken sind wesentliche Zubehörteile für das Geschäftsfeld der Transport- und Ladungssicherung. „Wir liefern auch Zurrgurte, Gurtbandnetze, Antirutschmatten, Staupolster, Kantenschutzwinkel, Schutzschläuche und vieles mehr“, spricht Glasen von einem „hart umkämpften Markt mit hohem Kostendruck für alle Markteilnehmer.“
Das vierte Geschäftsfeld schließlich beinhaltet das Dienstleistungsangebot der international agierenden Unternehmensgruppe. Gleichwohl die Gruppe konzernartig strukturiert und geführt ist, handelt es sich weiterhin um ein Familienunternehmen. Unter dem Namen Safety Management bietet Span Set da „alles, was unsere Produkte flankiert und unsere Kunden unterstützt, erfolgreich zu sein. Wir beraten bei Projekten, schulen die Anwendung unserer Produkte und entwickeln bei Bedarf kundenspezifische Lösungen“, schildert Glasen. So hat der Kunde am Ende leichtes Spiel mit seinen schweren Lasten. Ergänzt wird das Angebot durch kostenlose Apps, die die Anwendung der Produkte erklären oder vereinfachen. Zudem gibt es einen Prüf- und Reparatur-Angebot, was laut Glasen besonders bei den schweren Rundschlingen gerne genutzt wird, denn „es werden gleichermaßen Ressourcen und Geld gespart.“
Werner Glasen
… ist bereits seit 30 Jahren Produktmanager im Unternehmen.