Mit einer „Rope Access Tour“ hat Seil-Spezialist Edelrid das Abseilgerät „Megawatt“ und den Mitläufer „Fuse“ präsentiert. Zum Tour-Auftakt am Firmensitz in Isny war die Redaktion vor Ort und nahm gemeinsam mit Seilzugangs-Profis die neuen Geräte unter die Lupe.
Gleich zu Beginn machte Philippe Westenberger, Head of Product bei Edelrid, deutlich: „Wir haben Spaß daran, Dinge anders zu denken.“ Als ein Ergebnis dieser Herangehensweise demonstrierten er und sein Team mit „Megawatt“ ein intuitiv bedienbares Abseilgerät mit umfangreichen Einsatzmöglichkeiten beim Arbeiten im Seil sowie in Rettungsszenarien. Bei der Entwicklung wurde der Fokus auf intuitives Handling, kompakte Maße und ein minimales Gewicht von nur 495 Gramm gelegt. Gleichzeitig erfüllt das Abseilgerät vier wichtige Normen der Arbeitssicherheit (EN 12841-C, EN 341-2A, EN 15151-1/8, ANSI/ASSE Z359.4).
Handlich und leicht
Wie vielfältig die Funktionen bei sämtlichen Höhenarbeiten sind, hob Lucas Taddei, Productmanager Work Safety bei Edelrid, hervor: „Die Herausforderung dabei war, es trotz seiner Vielfältigkeit besonders handlich und leicht zu konstruieren, sodass sich die Nutzer reibungslos auch in schwer zugänglichen Arbeitspositionen am Seil bewegen können.“ Als Lösung hat Edelrid mittels eingebautem Getriebe eine besonders kompakte Hebelgeometrie entwickelt, die eine feine Dosierbarkeit der Abseilgeschwindigkeit gewährleisten soll. Der Hebel selbst ist aus einem Zwei-Komponenten-Material für maximalen Grip hergestellt. Die integrierte Anti-Panikfunktion reduziert das Unfallrisiko im Falle eines Kontrollverlustes erheblich. Das „Megawatt“ ist ab Januar erhältlich. Es ist für Links- und Rechtshänder gleichermaßen geeignet, unabhängig von einer aktiven oder passiven Bedienung. Je nach Arbeitsplatzsituation und Vorlieben kann in zwei Positionen, Zugrichtung bzw. Druckrichtung Hebel, abgeseilt werden. Einmal am gewünschten Arbeitsplatz angekommen, ermöglicht das Gerät eine einfache Positionierung. Die integrierte Autolock-Funktion verriegelt das Gerät und macht ein Parken des Hebels bzw. Abknoten des Geräts überflüssig. Der kurze Ablasshebel reduziert zudem das Risiko des Hängenbleibens.
Aufstieg und Abseilen
Der Öffnungsmechanismus mit Sicherheitsverschluss ermöglicht es zudem, das Abseilgerät beim Einlegen des Seils am Gurt eingehängt zu lassen, was sonst eine typische Verlustsituation darstellt. Soll es in einem semi-permanenten Einbau in Rettungssystemen integriert werden, lässt es sich durch die mitgelieferte Schraube verriegeln. Die „Rope Access Tour“ führte unter anderem bereits über Wien, Rotterdam und Berlin, wo die Neuheiten den Besuchern des FISAT-Technikseminars präsentiert wurden.
Als Ergänzung präsentiert wurden das mitlaufende Auffanggerät „Fuse“ sowie die „Defuser“-Bandfalldämpfer, die im April 2023 in den Fachhandel kommen. „Fuse“ erfüllt laut Edelrid als einziges Gerät am Markt bis 140 kg Nutzlast alle maßgeblichen Standards (EN 353-2, EN 12841-A, RfU 11.075 und ANSI Z359.15) in Europa und Nordamerika. Durch die ausgeklügelte Aufhängung mittels Hebelarm ist das Gerät stets im Schwerpunkt und läuft – im Abstieg wie im Aufstieg – bereits ab dem ersten Meter in einer laut Edelrid unnachahmlichen Leichtigkeit mit. Die zum Patent angemeldete Trennung von Blockiermechanismus und dessen geschwindigkeitsabhängiger Aktivator machen das Gerät zuverlässig und sicher. Das Gerät ist seilschonend, verhindert einen Seilriss bei Überlasst und gewährleistet ein Lösen der Klemmung ohne vollständige Entlastung. Möglich ist dies durch den bewussten Verzicht auf eine gezahnte Klemmung. Der Klemmnocken kann mittels praktischer Feststellfunktion bei Bedarf arretiert werden kann. Das „Fuse“ kann einfach am Seil ein- und ausgehängt werden, ohne es vom Gurt zu trennen.
Unterschiedliche Dämpferlängen
Die Kombination mit einem „Defuser“-Bandfalldämpfer (S, L oder Rescue) ist verpflichtend. Die speziell entwickelten Bandfalldämpfer sind laut Edelrid besonders sicher, da der maximale Fangstoß 30 Prozent unter der zugelassenen Normbelastung liegt. Unterschiedliche Dämpferlängen und -leistungsparameter versprechen bestes Handling – auch bei Rettungseinsätzen und horizontaler Anwendung. So entsteht ein Komplettsystem, das sich für den jeweiligen Einsatzzweck ideal anpassen lässt.
Der kurze „Defuser S“ eignet sich besonders für Aufstiege und Arbeiten an Leitern. Er läuft effizient mit und verhindert Dank minimierter Sturzhöhe ein Hängenbleiben im Tritt. „Defuser L“ ermöglicht mit seiner länglichen Bauart beispielsweise in der Seilzugangstechnik etwas mehr Abstand zum Sicherungsseil und somit einen freieren Arbeitsraum. „Defuser Rescue“ hat eine hohe Nutzlast von bis zu 220 Kilogramm, ermöglicht ein Arbeiten auch mit schwerem Gerät und bietet eine höhere Reserve im Fall einer Rettungssituation mit Übernahme der hilflosen Person in das eigene System.
Von Jan Rieken