Mit dem FISAT-Technikseminar hat der Fach- und Interessenverband für seilunterstützte Arbeitstechniken (FISAT) eine Veranstaltungsreihe kreiert, die sich in den vergangenen Jahren zu einer anerkannten Fachtagung für Sicherheit und Gesundheitsschutz an hochgelegenen Arbeitsplätzen entwickelt hat. Die 14. Auflage des Technikseminars findet am 14. und 15. Oktober 2022 in Berlin statt und widmet sich inhaltlich den nur schwer kalkulierbaren Risiken und versteckten Gefahren.
Aus Perspektive des Arbeitsschutzes bedeutet Sicherheit vorrangig die körperliche und geistige Unversehrtheit der Beschäftigten. Volkswirtschaftlich und unternehmerisch gedacht sind natürlich auch Aspekte wie Rechtssicherheit und die Abwendung von finanziellen Schäden zu berücksichtigen. Aus diesem Grund deckt das Vortragsangebot dieses Jahr unter anderem Themenbereiche ab, die vordergründig nur wenig mit Höhenarbeit zu tun haben.
Faszinierende Bilder
Was ist eine Hochzuverlässigkeitsorganisation und was haben Höhlentaucher, Projektmanager und Höhenarbeiter gemeinsam? Michael Ryba, Project Director bei Bosch, taucht mit den Teilnehmern tief in die Themen Risikomanagement, Resilienz und die Bedeutung von standardisierten Vorgehensweisen ein. Die Art und Weise, wie komplexe Höhlentauchgänge und Explorationen als Projekt geplant werden, lässt sich leicht auf andere Vorhaben mit geringer Fehlertoleranz wie zum Beispiel Arbeiten unter Zuhilfenahme von Seilzugangstechniken übertragen. Neben Informationen zu Vorgehensweisen bei der Vorbereitung, Planung und Durchführung eines Projektes, werden auch viele faszinierende Bilder präsentiert. Während weiche Faktoren wie Selbstbewusstsein und positive Lebenshaltung individuelle Ressourcen sind, welche die Resilienz unterstützen, widmet sich Hermann-Josef Falke aus dem Team Recht der Fachgemeinschaft Bau Berlin und Brandenburg ganz handfesten Qualifikationen: Gesellen- und Meisterbrief; genauer gesagt den formalen Voraussetzungen für die Ausführung von Handwerksleistungen, also Zulassungspflicht und Eintragung in der Handwerksrolle. Welche fachliche Qualifikation die Mitarbeiter auf der Baustelle benötigen und mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist, wenn ein Unternehmen Handwerksleistungen anbietet, die es nicht ausführen darf, sind nur zwei Fragen, die im Rahmen des Vortrags beantwortet werden sollen. So viel vorweg – es handelt sich nicht um ein Kavaliersdelikt.
Kompatibilität von PSA
Über die Kompatibilität bzw. Inkompatibilität von komplexer persönlicher Schutzausrüstung wird Daniel Caliebe-Dicke, von 8.2 QHSE referieren. Dabei greift er auf seine langjährige Erfahrung als HSE-Verantwortlicher in Offshore Windparks zurück. Zu den Arbeiten über Wasser, wofür es Standards aus der Öl- und Gasförderung gibt, kamen mit dem Bau und der Inbetriebnahme von Offshore-Windenergieanlagen ganz neue Herausforderungen wie der tägliche Versatz von Personal, denn der Überstieg vom Crew Transfer Vessel (CTV) auf die Anlage birgt trotz verschiedener Sicherungsmaßnahmen nach wie vor ein gewisses Restrisiko. Und aus der Implementierung vieler Schutzmaßnahmen resultiert eine Beeinflussung von anderen Schutzausrüstungen. Wie passen Klettergurt, Überlebensanzug, Rettungswest und Höhensicherungsgerät zusammen? Welche Erkenntnisse gab es damals und gibt es heute? Und nicht zuletzt stellt sich die Frage, wie man sich als Unternehmer rechtlich absichern kann, wenn es weder Erfahrungen noch Empfehlungen für den Einsatz in einem Arbeitsumfeld gibt.
Verschiedene Arten von Blitzen
In weiteren Themenblöcken befassen sich kompetente Dozentinnen und Dozenten selbstverständlich auch mit Gefahren für Leib und Leben – vornehmlich solchen, die leicht übersehen werden können oder weitestgehend unbekannt sind. Zum Beispiel dürfen wird aus dem Referat Kontaminierte Bereiche/ Biostoffe der BG Bau Andrea Bonner begrüßt werden – der Fachfrau für Gefahrstoffe bei Bau- und Sanierungsarbeiten. Jost Organista (Elektromeister, Elektrotechniker und Sachverständiger für Blitz- und Überspannungsschutz sowie EMV) wird über die Entstehung sowie verschiedenen Arten von Blitzen referieren und aus der eigenen Erfahrung wertvolle Hinweise hinsichtlich der Standortbetrachtung für Höhenbaustellen geben. Neben 13 spannenden und informativen Fachbeiträgen dürfen sich die Teilnehmer auf eine Hausmesse und ausreichend Zeit zum Netzwerken freuen. Zudem deutet FISAT-Geschäftsstellenleiter Sven Drangeid an, es könne noch die eine oder andere Überraschung auf die Teilnehmer warten, bei der diese ihre Fertigkeiten in der Seilzugangstechnik beweisen können.