Dass Gewerke wie der Dachbau in Zeiten von Maskenpflicht und Abstandsregeln eher wenig Rückgänge verspüren, ist eine gute Sache – aber was ist, wenn für einen Auftrag oder ein Angebot der Nachweis von Zertifizierungen nötig ist? Diese sind derzeit nicht so einfach zu erwerben. Absturzsicherungsspezialist ABS Safety hat dafür eine digitale Lösung gefunden.
Denn mit dem digitalen Handwerk kennt man sich bei ABS Safety gut aus. Die Entwicklung einer eigenen Dokumentations-App für Montagen und Wartungen von Absturzsicherungssystemen ist dafür ein Beispiel; die interne Vernetzung der Mitarbeiter via Chats, Videokonferenzen oder ein gut integriertes Intranet sind weitere. Webinare, E-Learnings und neue Online-Schulungsangebote standen für die Jahresmitte auf dem Plan. Die Corona-Krise hat die Entwicklung jedoch beschleunigt, sodass bereits im April die ersten Internet-Schulungen durchgeführt wurden. Für Trainer Thomas Reykers war das eine echte Herausforderung: „Durch die Krise waren viele unserer Partner ganz plötzlich vor ein Problem gestellt. Denn weil wir das Schulungsangebot bei uns im Haus streichen mussten, konnten sich die Betriebe nicht mehr als Revisor für unsere Anschlageinrichtungen zertifizieren lassen – oder ihre Zertifizierung turnusgemäß erneuern.“
Weiterbildung in wenigen Wochen erabreitet
Vor die Aufgabe gestellt, Kunden und Partnern die notwendige Zertifizierung anbieten zu können, erarbeitete man in wenigen Wochen ein Weiterbildungsangebot, das die Teilnehmer von Zuhause oder dem PC-Büro aus wahrnehmen können. Das Programm startete mit vier kostenlosen Live-Webinaren zu Themen wie „Planung – Welche Informationen sind notwendig?“ oder „Dokumentation – Fotos müssen sein!“. Trotz einiger technischer Hürden verliefen die Webinare erfolgreich. Fast einhundert Teilnehmer nutzten das Angebot von ABS Safety. Ein weiteres Webinar in englischer Sprache lockte 33 Teilnehmer aus 22 Ländern an. Für Trainer Reykers und seine Kollegen Ansporn genug, weitere Webinare anzubieten. Die Anmeldung kann dabei unkompliziert über die Website des Herstellers vorgenommen werden.
Das Angebot ist eine Übergangslösung
Die kostenpflichtige Zertifizierung zum Revisor per Internet funktioniert über zwei Bausteine. Zunächst müssen die Teilnehmer ein E-Learning-Modul erfolgreich abschließen. Das geht bequem vom Bildschirm aus und dauert ungefähr eine Stunde. Wann die Teilnehmer das E-Learning durchführen, ist ihnen überlassen. Teil zwei der Zertifizierung ist ein knapp zweistündiges Webinar. Hier können die Teilnehmer live Fragen stellen und erhalten zum Abschluss das für die Prüfung, Wartung und Kennzeichnung der Absturzsicherungen erforderliche Zertifikat. Für ABS-Mann Reykers ist jedoch klar, dass das Angebot eine Übergangslösung in Krisenzeiten ist: „Wenn sich die Zustände wieder normalisiert haben und die Durchführung von Kursen für alle Beteiligten sicher ist, werden wir die Weiterbildung zum Revisor primär als Seminar in unseren Schulungsräumen oder vor Ort beim Kunden durchführen. Das Thema Sekurantenprüfung und Wartung ist wenig theoretisch, der Praxisanteil ist hier schon sehr wichtig.“ Um Dacharbeitern aber zu ermöglichen, ihrer Arbeit auch in der Krise nachgehen zu können, bietet ABS Safety die Online-Zertifizierung zu einem günstigeren Preis an. Das ausgestellte Zertifikat ist für zwölf Monate gültig.
Interview mit Thomas Reykers, Trainer bei ABS Safety
Herr Reykers, war der Umstieg vom persönlichen zum digitalen Seminar einfach?
Thomas Reykers: Nicht wirklich. Zu einer Kamera zu sprechen und dabei in einen blendenden Scheinwerfer zu schauen ist schon eine Umstellung. Was definitiv fehlt ist der zwischenmenschliche Austausch, der ja auch nonverbal funktioniert. Im Seminar hier vor Ort kann ich den Teilnehmern in der Regel am Gesichtsausdruck ganz gut ablesen, wo vielleicht Fragen aufgekommen sind, die man sich nicht gleich zu stellen wagt, oder ob jemand droht abzuschalten, weil ihm mache Inhalte schon bekannt sind. In den Webinaren müssen sich die Teilnehmer aktiv zu Wort melden und Fragen stellen.
Trotzdem wollen Sie das Thema E-Learning bei ABS Safety voranbringen?
Reykers: Ja, denn die Verbreitung von praxisnahmen Know-how zum Thema Arbeitssicherheit ist uns sehr wichtig. Mit Erfolg bieten wir unser Fachwissen schon seit Jahren auf sehr unterschiedlichen Kanälen an. Wir haben ein regelmäßig gepflegtes, öffentliches Online-Handbuch zum Thema Absturzsicherung auf unserer Website, erstellen Erklärvideos für YouTube, etwa zum korrekten Anlegen von PSA gegen Absturz, und vieles mehr. E-Learnings sind ein gutes Werkzeug, um abzufragen, wie viel Informationen eigentlich bei unserer Zielgruppe hängenbleiben. Auch die Möglichkeit, im Live-Webinar spezifische Fragen einbringen zu können, halte ich für eine sinnvolle Erweiterung.
Bei ABS Safety stehen die Zeichen also weiterhin auf „digital“?
Reykers: Ja, aber der Fokus muss auf der praktischen Lösung liegen. Unsere digitalen Produkte verfolgen keinen Selbstzweck. Deshalb kann die zwischenzeitliche Online-Zertifizierung zum Revisor ein Seminar vor Ort meiner Meinung nach nicht auf Dauer ersetzen. Wer mit Anschlageinrichtungen arbeitet, diese verbaut, prüft, wartet und austauscht, der muss praktische Erfahrungen mit diesen Bauteilen haben. Ein Handwerk kann man nicht mit der Computermaus ausführen. Vieles, was zum Handwerk dazu gehört, lässt sich heute aber viel leichter und effizienter erledigen, wenn man digitale Werkzeuge zur Hand hat. Die verpflichtende Erstellung bestimmter Unterlagen wie Prüfberichte oder Montagedokumentationen sind dafür das beste Beispiel. Und auch die Planung von Absturzsicherungen kann man über ein gutes E-Learning anschaulicher aufbereiten und besser vermitteln als über umfangreiche Lehrbücher.