Ein Kletterseil, das zuverlässig seine Aufgaben erfüllt, dennoch zur Hälfte aus recycelten Seilen besteht, hat der Allgäuer Seilhersteller Edelrid entwickelt. Das Kletterseil „Neo 3R 9,8 mm“ wurde bereits mit dem Bundespreis Ecodesign prämiert.
„Bei der Produktion entstehen unweigerlich viele Seilreste, da nur die Seile in Umlauf kommen, die unsere hohen Qualitätsanforderungen entsprechen“, erklärt Philippe Westenberger, Produktmanager bei Edelrid. „Unser Ziel war es, diese Seilreste – pro Jahr sind es mehrere Tonnen – über ein Recyclingverfahren wieder dem Produktionskreislauf zuzuführen.“
In einem mehrstufigen Prozess wird das Ausgangsmaterial zermahlen und zu Agglomerat und Granulat verarbeitet. Im Vergleich zu Spritzgussmaterial, das einfach herzustellen ist, besteht die Herausforderung darin, spinnbares Material zu erhalten, aus dem hochfeste Garne produziert werden können. Zudem müssen diese Hochleistungsgarne mit anderem Recycling- und Neumaterial harmonieren. Nur so kann gewährleistet werden, dass die hohen Anforderungen an Festigkeit, Dehnung etc. erfüllt werden. Auch die Maschinen sowie der komplette Herstellungsprozess müssen für ein solches Seil modifiziert werden.
Hohe Qualitätsanforderungen bei PSA
Produkte aus recycelten Materialien sind heute in vielen Bereichen des täglichen Lebens bekannt. Bei Kletterseilen ist dieser Prozess ungleich schwerer. In aller Regel führt der Prozess des Recycelns zu einem minderwertigeren Material. Bisher war es technisch nicht machbar, aus diesem Material Seile herzustellen, die den hohen Sicherheits-Anforderungen nach EN 892 entsprechen. Nach sechs Jahren intensiver Forschung in Zusammenarbeit mit verschiedenen Instituten und staatlichen Förderprogrammen ist es Edelrid gelungen, eine Methode zur Herstellung vollwertig zertifizierter Seile nach EN 892/ UIAA aus wiederverwendeten Pre-Consumer-Seilen zu entwickeln. So werden die in der Produktion anfallenden Seilreste direkt wieder dem Produktionskreislauf zugeführt und somit Ressourcen geschont.