Ein Mensch wird selten 91 Jahre alt, wenn er nicht nachhaltig auf seine Gesundheit achtet. Ein Unternehmen besteht selten 91 Jahre, wenn es nicht auf Nachhaltigkeit setzt. Ein lebendiger Beweis ist „Nierhaus Marke Wohltat“: Der Knieschoner-Hersteller existiert seit 1932.
Wer Kerstin Stieghorst fragt, wie ihr Unternehmen trotz globaler Krisen überleben konnte, bekommt von der Geschäftsführerin diese Antwort: „Wir sind ein Familienunternehmen, das mein Großvater Friedrich Nierhaus in Essen gegründet hat. Auf schnellem Wachstum lag nie der Fokus, sondern auf dem Schutz der Knie – zunächst von Bergarbeitern“, sagt sie. Schritt für Schritt sei der Kreis der Anwender größer und die Qualität der Produkte besser geworden.
Das Wort „Nachhaltigkeit“ benutzt Stieghorst gar nicht, doch es schwingt in ihren Ausführungen mit. Viele Kunden kennt die Unternehmensleiterin schon seit ihrer Kindheit. Die meisten Mitarbeiter sind jahrzehntelang bei Nierhaus. Bodenständigkeit und Tradition sind im Betrieb, der heute im ostwestfälischen Bad Salzuflen ansässig ist, spürbar.
Kluge Führung der Großmutter
Als ihr Großvater stirbt, übernimmt seine Witwe Irmgard das Unternehmen. „Eine schwere Zeit. Doch meine Großmutter war gelernte Bankkauffrau, führte unser Unternehmen viele Jahre erfolgreich und übergab es gesund an meinen Vater Wolfgang“, sagt Stieghorst. „Er konnte es krankheitsbedingt jedoch nur für sehr kurze Zeit leiten, sodass ich Nierhaus 1994 übernahm.“ Dank der klugen Führung der Großmutter habe sie eine solide Grundlage gehabt, um in den Folgejahren gut gerüstet zu sein.
Langjährige Kunden, familiärer Zusammenhalt und eine treue Belegschaft allein garantieren keinen dauerhaften Erfolg. Das Produkt muss beständig überzeugen. Das erreicht Nierhaus, indem es Rückmeldungen der Anwender sehr ernst nimmt. Dabei übt sich der Knieschoner-Spezialist stetig im Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation, will erfolgreiche Produkte beibehalten und sie gemäß Anwender-Feedback immer weiter verbessern.
Passform und Verarbeitungsqualität
Nachhaltigkeit bedeutet bei Nierhaus: Qualitätsstandards pflegen und halten, die Knieschoner optimieren und noch ergonomischer machen, und das mit neuen und nachhaltigen Materialien. Nierhaus hat fast ausschließlich deutsche Lieferanten, in der eigenen Werkstatt wird verklebt, zusammengenietet, für die Kunden konfektioniert, der Versand abgewickelt. Die Polsterkissen werden per Hand in den Knieschoner eingearbeitet. Dieses Level an Passform und Verarbeitungsqualität schaffe laut Stieghorst keine Maschine und kann günstige Massenware nicht bieten.
Jegliche Form von Wegwerfmentalität lehnt Nierhaus ab – auch wenn manche Unternehmen mitunter aus einer kürzeren Lebensdauer ihrer Produkte Profit schlagen. „Wir setzen auf Langlebigkeit der Knieschoner. Es braucht nicht gleich einen neuen Schoner, wenn nur Riemen oder Knöpfe ausgetauscht werden müssen“, sagt die Geschäftsführerin. Solche Teile können bei Nierhaus einzeln nachbestellt werden.
So wächst man nicht unbedingt schnell, aber solide – und bindet Kunden, die diese Art sehr schätzen. Darüber hinaus verrät die Chefin ein persönliches Ziel: Die Übergabe von Nierhaus an die nächste Generation. Ihre Tochter Svenja Stieghorst steht bereits in den Startlöchern. „Sie hat eine kaufmännische Ausbildung abgeschlossen, anschließend Wirtschaftswissenschaften studiert und schon Führungserfahrung in großen Unternehmen gesammelt.“ Es geht also nachhaltig weiter bei Nierhaus Marke Wohltat.