Auf Nachhaltigkeit setzt man bei L. Priebs, Hersteller von Lupriflex Sicherheitsschuhen, schon lange. Mittlerweile ist es das Leitthema im Unternehmen.
Auf der Arbeitsschutz-Fachmesse A+A im Jahr 2009 stand die Klimaneutralität im Mittelpunkt der Firmenpräsentation. Damals konnten die meisten Messe-Besucher kaum etwas damit anfangen. Das Familienunternehmen ließ derzeit den CO₂-Fußabdruck seines Betriebs und seiner gesamten Palette an Sicherheitsschuhen erstmalig berechnen. Mit dem Begriff klimaneutral wirbt es heute bewusst nicht mehr, da dieser aus seiner Sicht inzwischen irreführend und inflationär verwendet wird.
Erneuerbare Energien
Das Familienunternehmen mit Sitz im nordrhein-westfälischen Haltern am See arbeitet Jahr für Jahr daran, seine Treibhausgasemissionen zu verringern. Die größten Fortschritte machte es, indem es auf erneuerbare Energien umstellte. Am Firmenstandort nutzt es die eigene Photovoltaikanlage, Ökostrom aus Wasserkraft und Biogas, das aus Resten der Zuckerherstellung gewonnen wird.
„Nicht abwarten, sondern anpacken. Wir müssen jetzt was tun“ lautet hierbei die Devise von Geschäftsführer Markus Nelke. Es geht ihm dabei nicht um ein grünes Firmen-Image, sondern er sieht nachhaltiges Handeln als notwendig an. Ein erheblicher Anteil des Jahresbudgets fließt statt in Marketing-Kampagnen in nachhaltige Maßnahmen.
Dazu gehören freiwillige, systematische Schadstoffprüfungen der fertigen Sicherheitsschuhe. Davon profitiert nicht nur der spätere Träger der Schuhe, sondern auch die Mitarbeiter vor Ort, die die Schuhe fertigen. L. Priebs ist Mitglied bei cads und arbeitet aktiv in deren Arbeitsgruppe Umwelt mit. Das Ziel dieser Gemeinschaft aus namhaften deutschen Schuhherstellern ist es, Schadstoffe zu reduzieren oder sogar zu vermeiden.
Umweltverantwortung in der Lederindustrie
Der Nachhaltigkeitsmanager bei L. Priebs, Kilian Hornig, erklärt: „Wir wollen sichergehen, dass wir Leder aus umweltgerechter Produktion einsetzen. Das Leder, das wir für Lupriflex Sicherheitsschuhe verwenden, stammt vorwiegend aus Gerbereien, die von der Leather Working Group zertifiziert sind. Wir sind Mitglied bei dieser Organisation. Sie verbessert die Umweltverantwortung in der Lederindustrie.“
Der Mittelständler handelt ebenso sozial verantwortlich und will Transparenz in seiner Produktion. Daher ist er Mitglied bei amfori, einem internationalen Unternehmensverband für freien und nachhaltigen Handel. Dieser setzt sich für die Verbesserung von sozialen Leistungen in globalen Lieferketten ein. So wird die Produktionsstätte in China jährlich auditiert und damit gewährleistet, dass faire Arbeitsbedingungen vor Ort herrschen und sich diese kontinuierlich verbessern. Dieser Produktionsstandort sowie die weiteren in Europa, wo die Lupriflex Modelle vorwiegend hergestellt werden, sind nach der internationalen Umweltmanagement-norm ISO 14001 zertifiziert.
Bei der Frage, was das Unternehmen selbst beitragen muss, um das 1,5 Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, ist L. Priebs auf die Science Based Targets Initiative (SBTI) gestoßen. „Wir wollen nicht einfach drauf los agieren, es soll schon alles Hand und Fuß haben. Erst müssen wir die notwendigen Daten haben, mit denen wir arbeiten können. Deshalb setzen wir auf den Standard SBTI, um unsere Klimaziele klimawissenschaftlich fundiert zu setzen.“ erklärt der Geschäftsführer Markus Nelke.
Net Zero-Ziele auf klimawissenschaftliche Basis stellen
SBTI liefert das weltweit einzige Rahmenwerk und ist der führende Standard, um die eigenen Net Zero-Ziele auf eine klimawissenschaftliche Basis zu stellen. Das firmeneigene Reduktionsziel von L. Priebs wurde von der SBTI geprüft und anerkannt. Das kurzfristige Klimaziel, die Treibhausgas-Emissionen (Scope 1 und 2) von 2018 bis 2030 zu halbieren, hat L. Priebs sogar schon erreicht. Gleichzeitig wird daran gearbeitet, die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu verringern, auch wenn es als KMU dazu nicht verpflichtet ist. Langfristig hat sich das Unternehmen zu Net Zero bis 2050 verpflichtet, also emissionsfrei zu sein.
Jetzt steht die Entwicklung neuer Produkte auf dem Prüfstand, wo und wie man Treibhausgas-Emissionen senken kann. Bei der Auswahl der Hauptbestandteile der Lupriflex Sicherheitsschuhe – dazu zählen das Obermaterial, die Sohle und die Zehenschutzkappe – berücksichtigt L. Priebs die formell ermittelten CO₂-Emissionen. Vorausgesetzt ist jedoch weiterhin, dass die europäische Norm EN ISO 20345 für Sicherheitsschuhe erfüllt wird.
Der Hersteller von Arbeitsschuhen kennt den offiziell berechneten CO₂-Fußabdruck jedes seiner Schuhmodelle. L. Priebs weist die CO₂-Emissionen nicht nur pro Paar in Größe 42, sondern auch pro 100 g Schuh auf seiner Website aus. So lassen sich unterschiedliche Formen und Arten von Schuhen – vom Halbschuh bis zum Schnittschutzstiefel – gerechter vergleichen. Betrachtet man die CO₂-Bilanz eines Modells im Detail wird klar, an welcher Stelle Emissionen wirkungsvoll reduziert werden können: Die Rohstoffe machen nämlich mehr als 80 Prozent der Emissionen bei Schuhen aus. Die Logistik schlägt mit etwa zehn Prozent zu Buche, weitere zehn Prozent entfallen auf Produktion, Verpackung und Entsorgung.
Containerschiffen mit Biokraftstoff
Dass die Schuhkartons aus recyceltem Papier hergestellt werden und Umkartons beim Versand wiederverwendet werden, ist für den Hersteller von Sicherheits-schuhen schon lange selbstverständlich. Neu dagegen ist, dass Lieferungen aus Asien nun mit Containerschiffen erfolgen, die mit Biokraftstoff beispielsweise aus altem Speiseöl aus der Nahrungsmittelproduktion angetrieben werden. Im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen lassen sich so etwa 84 Prozent der Seefracht-Emissionen einsparen. Speist das ausgewählte Logistikunternehmen für jeden ausgetauschten Liter fossilen Kraftstoff circa 1,2 Liter Biokraftstoff ein, reduzieren sich die Emissionen sogar zu 100 Prozent.
Priebs scheint auf dem richtigen Weg zu sein: Das zeigen beispielsweise die Auszeichnungen für seinen Sicherheitsschuh „PETer“. Sein Obermaterial stammt aus recycelten Plastikflaschen, in der Sohlendämpfung sowie im Fußbett stecken Produktionsabfälle der Sohlen und die Polsterung ist aus Schafwolle. Er gewann den Deutschen Award für Nachhaltigkeitsprojekte 2021 und gehörte zu den Finalisten beim Deutschen Nachhaltigkeitspreis Design 2022.
Ob Green Deal, Produktpass, Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz oder entwaldungsfreie Lieferketten: L. Priebs sieht sich auf die Zukunft gut vorbereitet. Die Vision des Familienunternehmens, das in diesem Jahr 225 Jahre alt wird, ist es, Sicherheitsschuhe zu entwickeln, die kreislauffähig sind. Es geht also um ein Produkt aus möglichst wenigen, trennbaren Rohstoffen oder optimalerweise nur aus einem einzigen Rohstoff, der wiederverwertet werden kann.