Der schwedische Workwear-Hersteller Fristads treibt seit fast 100 Jahren die Entwicklung langlebiger und funktioneller Arbeitskleidung voran. Längst hat sich das Unternehmen klare Ziele und Leistungskennzahlen gesetzt, um den ökologischen Fußabdruck in allen Abteilung zu reduzieren und alle Mitarbeiter aktiv in die Umweltarbeit des Unternehmens einzubinden.
So weist der Nachhaltigkeitsbericht von Fristads für 2022 ordentliche 59 Prozent Reduktion der CO2-Emissionen in Scope 1 und 2 im Vergleich zum Basisjahr 2018 aus. Der Anteil Oeko-Tex-zertifizierter Produkte liegt mittlerweile bei 95 Prozent und das ein Dutzend Personen starke Führungsteam ist mit sieben Frauen bestückt. Von den 0,02 Prozent der Produkte, die als Reklamation an Fristads zurückgesendet werden, werden 39 Prozent repariert und an den Kunden zurückgegeben anstatt einfach ein neues Produkt zu senden. Schließlich stellte das Unternehmen seinen Kunden noch das digitale Tool „Green Calculator“ vor, mit dem sich die Umweltauswirkungen von Berufsbekleidung berechnen lassen. Doch das genügt dem schwedischen Unternehmen nicht, die Ambitionen sind deutlich höher gesteckt.
Drei Schwerpunktbereiche
Das Ziel von Fristads lautet, in der Berufsbekleidungsbranche in Sachen Nachhaltigkeit führend zu sein und andere dazu zu inspirieren, diesem Beispiel zu folgen. Um das zu erreichen, wurden die Bemühungen in die drei Schwerpunktbereiche People, Planet und Profit unterteilt, die die sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Aspekte der Nachhaltigkeit abdecken. In jedem Bereich wird die traditionelle Art und Weise der Herstellung von Berufsbekleidung in Frage gestellt, um effizientere Wege für das Design, die Entwicklung und die Herstellung der Produkte zu finden.
Die drei Schwerpunktbereiche sind konkretisiert und mit einem passenden Leitsatz zusammengefasst.
People: Engagierte Mitarbeiter und Geschäftspartner
„Wir übernehmen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass unser Unternehmen positive soziale Auswirkungen auf alle Beteiligten hat.“
Planet: Nachhaltiges Produktangebot und nachhaltiger Betrieb
„Wir engagieren uns für die Entwicklung von Produkten, die auf nachhaltige Weise hergestellt werden, um unsere Umweltauswirkungen zu verringern.“
Profit: Verlässlicher Partner
„Ein rentables Unternehmen ist unerlässlich, um bei der Innovation und Entwicklung an der Spitze zu bleiben, die notwendig sind, um die Branche in Sachen Nachhaltigkeit anzuführen.“
Der Krieg in der Ukraine ist in der Fristads-Fabrik Stritex in Stryi, in der Nähe von Lviv in der Westukraine, allgegenwärtig. Einige Mitarbeiter sind mobilisiert worden, andere haben Familienangehörige, die mobilisiert oder im Krieg verletzt wurden. Für Fristads hat die Rolle des Arbeitgebers in Kriegszeiten ein neues Maß an sozialer und unternehmerischer Verantwortung mit sich gebracht. Der Krieg hat nichts an Fristads langfristigem Engagement geändert, in der Ukraine zu bleiben und die Produktion auszubauen. Sollte das Managementteam von Stritex irgendwann entscheiden, dass es zu gefährlich ist, die Fabrik offen zu halten, wird ein von der globalen Task Force von Fristads entwickelter Notfallplan in Kraft treten. Die Sicherheit der Mitarbeiter und ihrer Familien hat für uns oberste Priorität und wird es auch immer bleiben.
Der Rückgang der CO2-Emissionen CO2-Emissionen in Scope 1 und 2 ist auf eine Reihe von Maßnahmen zurückzuführen, von denen die größte Wirkung im Jahr 2022 die Klimakompensation durch die Konzernmutter Hultafors Group hatte. Außerdem wurden alle Firmenwagen von Fristads auf Elektro- oder Hybridfahrzeuge umgestellt. „Auch wenn wir unser Ziel einer 50-prozentigen Reduzierung bis 2030 bereits übertroffen haben, werden wir unsere Arbeit fortsetzen, um die Klimaauswirkungen unserer eigenen Betriebe zu reduzieren“, erklärt Anne Nilsson, Direktorin für Marketing und Nachhaltigkeit bei Fristads.
Im Scope 3 waren die CO2-Emissionen in 2022 deutlich gestiegen. Grund waren Maßnahmen als Reaktion auf die Covid-19-Pandemie und darauf folgende Werksschließungen sowie Turbulenzen im Transportsektor. Anfang 2022 waren die Auftragsrückstände höher als normal, was Fristads dazu veranlasste, die Produktion zu erhöhen, um die Kundennachfrage zu befriedigen. Um eine hohe Lieferleistung aufrechtzuerhalten, wurde ein Sicherheitsbestand an Kernprodukten des Standardsortiments aufgebaut, was in der Summe zu einem vorübergehenden Anstieg der Emissionen führte. Da 99 Prozent der Emissionen auf eingekaufte Waren und Dienstleistungen zurückzuführen sind, wird sich der Großteil der Nachhaltigkeitsarbeit auf die Verbesserung der Zahlen in Scope 3 konzentrieren.
Bedarf neuer Materialien verringern
Im Jahr 2022 erhielt Fristads die „QA-CER-System-2“-Zertifizierung für ein in den Benelux-Ländern entwickeltes Recyclingverfahren. Damit ist das Unternehmen eigenen Angaben zufolge der erste Bekleidungshersteller in der Region, der die Rückverfolgbarkeit von recycelten Rohstoffen im geschlossenen Kreislauf garantieren kann. Das Verfahren wurde gemeinsam mit dem Fristads Kunden Post NL im Rahmen des Pilotprojekts „Closing the loop“ entwickelt.
Im Rahmen des Projekts sammelt Fristads gebrauchte Poloshirts von Post NL und schickt sie an ein Recyclingunternehmen, wo die Kleidungsstücke geschreddert und mit BCI-Baumwolle und recyceltem Polyester gemischt werden. Nach weiterer Verarbeitung ist das Material für den geschlossenen Kreislauf garantiert und zertifiziert, um neue Kleidungsstücke von Fristads herzustellen. Das gesamte gesammelte Material wird recycelt, was Abfall, CO2-Emissionen und Wasserverbrauch reduziert und den Bedarf an neuen Materialien verringert. Die Integrität und das Qualitätsmanagement des Recyclingprozesses werden von der Belgian Quality Association (BQA), einer unabhängigen und akkreditierten Organisation, zertifiziert.
Algenfarbstoff auf dem Prüfstand
Im Jahr 2022 beteiligte sich Fristads an den ersten Tests eines innovativen Algenfarbstoffs, der von dem schwedischen Start-up-Unternehmen Mounid für die Textilindustrie entwickelt wurde. Der Algenfarbstoff ist völlig natürlich und benötigt bei der Herstellung weniger Wasser und Energie als die traditionelle, chemieintensive Stofffärbung. Außerdem binden die Algen während ihres Wachstums CO2, was die Klimabilanz der Nutzer in der Anbauphase effektiv verringert. Die ersten Farben, die entwickelt werden, sind verschiedene Grün- und Blautöne.
In der D/A/CH-Region hat Fristads die Lieferungen an Kunden konsolidiert, um CO2-Emissionen zu reduzieren. Anstelle von täglichen Lieferungen erhalten Kunden in der Schweiz nun zweimal pro Woche und Kunden in Deutschland und Österreich zwei- bis dreimal pro Woche Lieferungen.
Schließlich wird auch das Angebot an Fristads „Green“-Kleidungsstücken, die mit einer Umweltproduktdeklaration versehen sind und einen geringeren Wasser- und Kohlenstoff-Fußabdruck aufweisen als ihre konventionell hergestellten Pendants, erweitert werden. Die Bemühungen seitens Fristads, in der Branche eine Vorreiterrolle in Sachen Nachhaltigkeit einzunehmen und die Umweltauswirkungen der Produkte zu minimieren, sind umfangreich, aufwändig, aber am Ende auch zielführend.
Emissionen
Scope 1-Emissionen
werden direkt vom Unternehmen verantwortet oder kontrolliert.
Scope 2-Emissionen
stammen aus eingekaufter Energie wie Strom, die nicht vom Unternehmen erzeugt, aber von ihm verbraucht werden.
Scope 3-Emissionen
entstehen indirekt entlang der Wertschöpfungskette. Sie werden durch Aktivitäten des Unternehmens bei anderen ausgelöst.