Herstellende Unternehmen stehen branchenübergreifend vor der großen Herausforderung, ihre Produkte so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Das gilt auch in der Welt des Arbeitsschutzes, wo Uvex Safety sich auf den Weg gemacht hat, den eigenen CO₂-Fuß-abdruck mehr und mehr zu reduzieren. Ein Aufwand, der sich lohnen soll. Für alle Beteiligten.
Ein Meter und siebzig Zentimeter ist er lang, entdeckt haben ihn Forscher in Nord-West-Australien im Jahr 2017: Im Gestein konserviert überdauerte der größte Fußabdruck, der jemals auf der Erde gefunden worden ist, rund 140 Millionen Jahre und ist wohl stummer Zeuge eines Sauropoden, eines riesigen pflanzenfressenden Dinosauriers. Die verlässliche erdgeschichtliche Konstante ist in dieser Story die Erkenntnis: Wer auf unserem Planeten wandelt, hinterlässt Spuren. Das galt damals in der Kreidezeit genauso wie heute im Quartär, für Sauropoden wie für Menschen.
Möglichst kleiner CO₂-Fußabdruck erstrebenswert
Gemessen an diesen für menschliche Verhältnisse doch sehr üppigen Zeitabschnitten ist die Beschäftigung mit CO₂-Fußabdrücken eine eher junge Disziplin. Auch hier geht es um Spuren auf dem Planeten; nicht aber welchen, die in Metern, Dezimetern oder Zentimetern gemessen werden. Der CO₂-Fußabdruck ist das Ergebnis einer Emissionsberechnung beziehungsweise Bilanzierung aller Treibhausgase, die durch eine Aktivität, einen Prozess oder eine Handlung freigesetzt werden. Die Klimawirkung der verschiedenen Treibhausgase wird in CO₂-Äquivalenten angegeben, einer Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung von unterschiedlichen Treibhausgasen. Neben der Maßeinheit gibt es einen weiteren, entscheidenden Unterschied: Anders als bei Saurier-Fußstapfen gilt ein möglichst kleiner CO₂-Fußabdruck als erstrebenswert.
Für Uvex Safety ist die Ermittlung des Carbon Footprint in den letzten Jahren zu einem ganz zentralen Element geworden, das bestätigt auch Stefan Brück, der CEO des deutschen Traditionsunternehmens: „Die Reduzierung des ökologischen Fußabdruckes hatte bei uns von Anfang an höchste Priorität. In unseren Werken in Deutschland setzen wir ausschließlich auf Ökostrom und Ökogas, in unseren Werken in Italien und Schweden, aber auch neuerdings in Fürth, auf Photovoltaik.“ Das habe die CO₂-Bilanzen der Produktionen des Unternehmens, das seit knapp 100 Jahren persönliche Schutzausrüstung herstellt, „sehr positiv beeinflusst.“
Einer von mehreren Hebeln
Dabei ist die Produktion nur einer von mehreren Hebeln, um den Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren. Das verwendete Rohmaterial spielt ebenso eine Rolle wie der Transport, der Verkauf, der Handel und schlussendlich auch die Nutzung und Entsorgung durch die Endverbraucher. Im sogenannten cradle-to-grave-Prinzip werden all diese Faktoren berücksichtigt und die CO₂-Bilanz „von der Wiege bis zu Bahre“ berechnet. Der cradle-to-customer-Ansatz klammert die Nutzung und Entsorgung hingegen aus, denn das liegt schließlich in der Hand der Kunden. In Italien beispielsweise werden Abfälle überwiegend in Deponien entsorgt, in Deutschland hingegen oft verbrannt – so entstünden für ein und dieselben Produkte ganz unterschiedliche CO₂-Äquivalente.
Das erschwert natürlich die Vergleichbarkeit, weshalb sich Uvex in der eigenen Kundenkommunikation auf die cradle-to-customer-Berechnung beruft. „Wir haben dabei gelernt, welche Faktoren für welche Auswirkungen verantwortlich sind und können nun durch die richtigen Maßnahmen den CO₂-Wert beeinflussen”, erklärt Brück. „Wir berechnen diese Werte in all unseren Produktgruppen und mittlerweile ist eine Datenbank entstanden, auf die wir wirklich ein bisschen stolz sind.”
Grundlage für Entwicklungsprozesse
Dabei spielt die Vergleichbarkeit nicht nur für potenzielle Abnehmer der Produkte eine Rolle, auch Uvex selbst profitiert ganz massiv von der wachsenden Datenbasis. Denn der Mittelständler aus Mittelfranken hat sich das Ziel gesteckt, bis 2045 klimaneutral zu wirtschaften – also fünf Jahre früher, als es der auf politischer Ebene verabschiedete European Green Deal vorgibt. Und um das zu schaffen, braucht es jede Menge Daten. Denn nur wer sein Ausgangsniveau kennt, kann konkrete Maßnahmen einleiten, um sein Zielniveau zu erreichen. Außerdem soll die Berechnung auch als Grundlage für zukünftige Design- und Produktentwicklungsprozesse genutzt werden.
Was aber bedeutet das konkret? Inwiefern veränderten und verändern sich die Produkte tatsächlich? „Seit etwa fünf Jahren entwickeln wir in allen Produktkategorien nachhaltige PSA, die zum Teil aus biobasierten oder recycelten Materialien bestehen”, erklärt CEO Brück. Biobasiert ist zum Beispiel der nachwachsende Rohstoff der Rizinuspflanze in der Brille Uvex RX cd 5521 planet, wo zuvor Erdöl verwendet worden ist. Biobasiert sind auch die natürlichen Faserstoffe, die in der Workwear eingesetzt werden: angefangen von Hanf, Mais, Bambus und Alge bis hin zu der schon etablierten organischen Baumwolle oder auch Lyocell. Recycelt hingegen ist das Polypropylen (PP), das für die Stiele der Gehörschutzstöpsel Uvex xact-fit planet hergenommen wird, oder auch weite Teile des Polyesters und des PU-Schaums im Klimakomfortfußbett des Sicherheitsschuhs Uvex 1 x-craft planet.
PSA muss weiter bestmöglich schützen
Wichtig ist bei all diesen kleinen Material-Revolutionen natürlich nach wie vor: die Funktionalität. Die Umstellungen wären nichts wert, wären die Sicherheitsschuhe und die Schutzbrille plötzlich weniger sicher. PSA bleibt PSA und muss weiterhin bestmöglich schützen. Ohne jeden Zweifel bleibt das Uvex-Credo „protecting people” die höchste Priorität in der Produktentwicklung – es wurde aber nun ergänzt: „,protecting planet’ ist die konsequente Weiterführung unserer Unternehmens-Mission, wenn es um den verantwortungsvollen Umgang mit Mensch, Gesellschaft und Umwelt geht”, führt Brück aus.
Sämtliche Produkte, die den Zusatz „planet“ im Namen tragen, gehören bei Uvex zu jener Generation nachhaltiger Artikel, der CO₂-Fußabdruck wird aber nicht nur bei diesen gemäß der Norm ISO 14067 berechnet, sondern für immer mehr Helme, Atemschutzmasken, Handschuhe und Co. des gesamten Sortiments. Das ist ein nicht zu unterschätzender Aufwand, denn um der Software Sima Pro unter Nutzung der Datenbank ecoinvent effizient Output abgewinnen zu können, müssen vorab unter anderem Lieferanteninformationen eingeholt werden. Dazu kontaktiert Uvex Zulieferer, modelliert Prozesse und speist die Daten daraus im System ein. Eigene Messungen zu Abfallkennzahlen, Energieverbräuchen und Produktionskennzahlen der unternehmenseigenen Werke liefern zusätzlich weitere wertvolle Informationen, um am Ende möglichst präzise Werte berechnen zu können. Die landen allesamt auf einem Ergebnisdatenblatt, das für jedes Produkt angefertigt wird und alle wichtigen Informationen enthält. Geheimnisse gibt es hier nicht, stattdessen herrscht maximale Transparenz.
Überlegungen zu einem Produkt-Kreislauf-Konzept
Für den bereits angesprochenen Schuh Uvex 1 x-craft planet kommt auf diese Weise ein Betrag von 7,43 kg CO₂e zustande. Interessant werden die Ergebnisse dann, wenn man sie in einen Kontext setzen kann, so wie beim Schuh Uvex 1 G2 planet. Dort beträgt der errechnete Wert 7,3 kg CO₂e und damit deutlich weniger als beim vergleichbaren Standardmodell Uvex 1 G2 mit Strickschaft, der auf 8,4 kg CO₂e kommt. Mit der Annahme einer Standzeit von zwölf Monaten könnte ein 900 Mitarbeiter starkes Unternehmen so jährlich eine knappe Tonne CO₂ einsparen – das entspricht einer Fahrt von 4.900 Kilometern mit einem Mittelklasse-Benziner.
Angesichts der hohen Innovations-Dynamik geht man bei Uvex davon aus, schon sehr bald viele weitere solcher Rechnungen aufmachen zu können. Ganz konkret denkt Brück dabei auch an ein „Produkt-Kreislauf-Konzept“. Das bedeute, führt er aus, „dass wir unsere Produkte nach der Nutzung wieder einsammeln und sie entweder einem Recycling-Prozess zuführen oder sie für eine weitere Nutzung komplett aufarbeiten. Diese Produkte werden neu zertifiziert und erhalten somit ein ,zweites Leben’.” Das wiederverwendete Produkt habe dann weniger als die Hälfte des
CO₂-Fußabdrucks. Spätestens zur großen Arbeitsschutz-Messe A+A 2025 in Düsseldorf werde sein Unternehmen in der Lage sein, diese spannenden Ansätze vorstellen zu können.
Nachhaltigkeit Teil der strategischen Ausrichtung
Die Reduzierung des Carbon Footprint ist ein großes, nicht aber das einzige Ziel von Uvex, um in Sachen Nachhaltigkeit nachdrücklich voranzukommen. Tatsächlich haben sich die Fürther vier Fokusbereiche selbst definiert, in die sie verstärkt investieren. Sie legen fest, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen heute und in Zukunft gelebt werden soll. Neben der Ökologischen Transformation, bei der es vor allem um die Einsparung von Kohlenstoffdioxid, Abfall und Wasser geht, ist ein weiteres Ziel, die Kreislaufwirtschaft als Innovationstreiber zu nutzen. Materialien wie Kunststoffe, Metalle oder Textilien sollen so lange wie möglich im Kreislauf gehalten werden und somit innovative Produktlösungen provozieren. Auch gesellschaftliche Verantwortung gilt es zu übernehmen, darum lautet der Plan, durch unternehmerisches Denken und Handeln einen positiven Wandel in der Gesellschaft und der Lieferkette herbeizuführen. Mit dem Term ökologische und gesundheitliche Unbedenklichkeit wird darüber hinaus anspruchsvolles Schadstoffmanagement mit dem Ziel betrieben, Gesundheit und Umwelt geringstmöglich zu beeinträchtigen.
„Nachhaltigkeit ist heute ein Teil unserer strategischen Ausrichtung”, fasst Stefan Brück zusammen und weiß: anders geht es auch gar nicht mehr. „Gerade wir als Hersteller haben hier eine besondere Verantwortung.” Denn: Wer auf unserem Planeten wandelt, hinterlässt Spuren. Und in diesem Fall gilt es, sie möglichst klein zu halten.