Was bringt die Zukunft der Berufskleidung? Jan Kuntze, Geschäftsführer des regionalen DBL Partners Kuntze & Burgheim Textilpflege, nimmt dazu im Interview Stellung.
Herr Kuntze, wie wird die Berufs kleidung der Zukunft aussehen?
Jan Kuntze: Ganz klar haltbar und trennbar – sprich sortenreiner. Denn Nachhaltigkeit erhält man nur durch einen langen Lebenszyklus der Berufskleidung. Und am Ende dieses Lebenszyklus, welcher länger als heute üblich sein muss, sollten sich die eingesetzten Materialien sortenrein trennen lassen.
Was wäre in Zukunft optimal?
Kuntze: Ein gutes Konzept wäre, wenn man beispielsweise ein Bekleidungsteil mit einem Oberstoff aus 100 Prozent Polyester und einem Verschlusssystem wie Knöpfen oder Reißverschluss aus dem gleichen Material einfach einschmelzen könnte, anschließend daraus neue Fasern spinnen oder andere Produkte herstellen würde.
Welche Fasern wären im Bereich Berufskleidung geeignet?
Kuntze: Pflanzliche Naturfasern könnten es im Bereich der professionellen Berufskleidung schwerer haben, da sie nicht in einer ausreichenden hohen Qualität und Menge zur Verfügung stehen, wie wir sie für die gewünschte Haltbarkeit und Strapazierfähigkeit benötigen. Aus diesem Grund werden den Naturfasern seit längerem Chemiefasern beigemischt. Ergebnis sind hochwertige Mischgewebe, die eine gute Performance leisten und langlebig sind, aber sie widersprechen dem Prinzip eines sortenreinen Bekleidungsstückes. Anders sieht es bei Funktionstextilien aus. Solche Textilien aus Polyester mit eingearbeiteten Membranen könnten für sortenreine Trennung geeignet sein, sofern das Membransystem aus dem gleichen Material wie der Oberstoff besteht.
Was ist in Bezug auf Nachhaltigkeit bei PSA in Zukunft machbar?
Kuntze: Wolle könnte vermehrt wieder als Isolationsschicht oder als Flammschutzgewebe genutzt werden. In Multinorm- und Multifunktionskleidung kommen bereits schwer entflammbare Hochleistungsfasern zum Einsatz, die etwa aus Buchenholz gewonnen werden. Solche Zellulosefasern der Buche gelten als atmungsaktiv und angenehm zu tragen.
Wie sehen die Schnitte und Farben der Zukunft aus?
Kuntze: Schnitte werden noch funktioneller und langlebiger, die Farben klassischer: die Hygienebranchen tragen Weiß, Handwerk und Industrie Blau/Grau. Hintergrund: Modische Zyklen sollen und müssen verringert werden, da jeder Kollektionswechsel zur vorzeitigen Entsorgung von noch einwandfreier Berufskleidung führt. Und ganz wichtig: In Zukunft werden die Artikel insgesamt reparaturfreundlicher. Darauf wird im Mietservice heute schon sehr geachtet – ganz im Sinne der Nachhaltigkeit.
Innovative Waschtechnologien und Textiltechnik – wohin geht hier die Richtung?
Kuntze: Ich denke, natürliche Wachse und Öle werden als Nässeschutzausrüstungen wieder vermehrt zum Einsatz kommen. Ausrüstungen auf Basis von Proteinen oder Zuckermolekülen sind in der Erforschung. Produkte auf Basis von Fluorcarbon-Ausrüstungen werden nur noch in Bereichen höchster Gefährdung für den Träger auf Berufsbekleidung erlaubt sein.
Jan Kuntze
… Geschäftsführer bei Kuntze & Burgheim Textilpflege
Wie nachhaltig kann Waschtechnologie heute schon sein?
Kuntze: Gerade ein Konzept wie der Mietservice basiert auf einem nachhaltigen Material- und Servicekreislauf. Dazu gehören auch nachhaltige Pflegeprozesse. Hier setzen alle regionalen DBL Vertragspartner auf innovative Anlagen sowie die Rückgewinnung von Wärme und Wasser. Und auch der Einsatz regenerativer Energien wird bevorzugt. Hinzu kommt eine stete Optimierung/Minimierung der Waschmittel. So wird Berufskleidung mit moderner Waschtechnologie nicht nur hygienisch aufbereitet, sondern ist auch nachhaltig.