Servus, ich bin Norman Checker, der Normen- und Richtlinien-Checker im Auftrag von „Arbeitsschutz – aber sicher!“. In dieser Ausgabe lege ich mein Spotlight auf Stirnlampen für die Arbeit.
Stirnlampen können wie Hand- und Helmlampen je nach Einsatzgebiet zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) zählen – bei Höhenarbeiten auch gegen Absturz (PSgA). Leistungsstark, zuverlässig und robust sollen sie sein. Zum Produktvergleich eignen sich die Leistungsmerkmale nach dem US-amerikanischen ANSI/PLATO FL1 („Flashlight“) Standard:
- Leuchtkraft (Angabe in Lumen)
- Leuchtweite (Angabe in Metern)
- Leuchtdauer (Angabe in Stunden)
Zusätzlich geben Hersteller die Messergebnisse der Wasserdichtigkeit (siehe IP-Schutzgrade) und Stoßfestigkeit an. Einige informieren auch über Notbeleuchtung im Energiesparmodus. Für die Auswahl der passenden Lampe spielen weitere Parameter wie Industriezweig, Einsatzgebiet (z. B. Höhe, Umgebung), erforderliches Schutzniveau und Anforderung an die ATEX Kategorie eine Rolle.
ATEX/HAZLOC zertifiziert
Die Zertifizierung nach ATEX (aus dem Französischen „Atmosphères Explosibles“ abgeleitet) oder HAZLOC (stammt vom US-Begriff Hazardous Locations) spielt bei Stirnlampen dann eine wichtige Rolle, wenn sie in explosionsgefährdeten, aggressiven und unzureichend belüfteten Umgebungen eingesetzt werden. Das kann beispielsweise in Lackierereien, Produktionshallen, Lagern mit entsprechenden Gütern, Tankstellen und bei Feuerwehreinsätzen der Fall sein – überall dort, wo explosive Gase und Stäube zu erwarten sind.
Die ATEX Richtlinie ist eine Europäische Richtlinie mit CE-Kennzeichnungspflicht. Sie wurde im Jahr 1994 als Richtlinie 94/9/EG, 2014 in einer Neufassung als 2014/34/EU zwecks Harmonisierung mit dem neuen Rechtsrahmen veröffentlicht.
Gefährliche Gase, Dämpfe & Nebel – Unterteilung in 3 Zonen:
- Ex-Zone 0: häufig explosionsfähige Atmosphäre im Normalbetrieb (mehr als 50 % der Betriebszeit)
- Ex-Zone 1: gelegentlich (< 50 % der Betriebszeit)
- Ex-Zone 2: selten, nur kurzzeitig (< 30 Minuten pro Jahr)
Gefährlich Stäube – Kodierung mit zweistelligen Zahlen:
- Ex-Zone 20: ständige Gefahr
- Ex-Zone 21: gelegentliches Auftreten
- Ex-Zone 22: kurzzeitiges Vorherrschen einer explosionsfähigen Atmosphäre
Risiko Blaulichtemission
Einige Hersteller geben die Risikogruppe nach EN 62471:2008 – Photobiologische Sicherheit von Lampen(systemen) – an. Hier geht es um die für die Augen schädliche Blaulichtemission.
Es gibt folgende Risikogruppen:
- Risikogruppe 0: kein Risiko
- Risikogruppe 1: geringes Risiko (bei normaler Nutzung)
- Risikogruppe 2: mittleres Risiko (Abwendreflex reicht aus, um das Risiko zu minimieren)
- Risikogruppe 3: hohes Risiko (Lampe kann auch bei flüchtiger, kurzzeitiger Exposition ein Risiko darstellen)
Welche Normen sind zu beachten?
Die internationale Norm IEC / DIN EN 60529 (VDE 0470-1) betrifft alle elektronischen Produkte, worunter auch die Stirnlampen fallen. Sie regelt u. a. die Schutzarten durch Gehäuse mit den sogenannten IP-Codes (= International Protection).
- Die 1. Ziffer hinter der Kodierung „IP“ gibt den Schutz eines Produkts gegen das Eindringen von festen Fremdkörpern wie Staub an. => Werte 1-6 möglich
- Die 2. Ziffer gibt den Schutzgrad gegen das Eindringen von Flüssigkeiten wie beispielsweise Wasser oder Öl an.
=> Werte 1-8 möglich
Beispiel: IP67
(staubdicht und wasserdicht bis 1 Meter Tiefe bis zu 30 Minuten)
Beispiel: IPX4
(wetterfest, keine Angabe zum Verhalten beim Eindringen fester Fremdkörper).
Ein „X“ in der Kodierung ist ein Platzhalter. Es liegt kein Wert vor.
NORMANS 5 PRAXIS-TIPPS FÜR CHECKER:
Der perfekte Sitz ist bei der Stirnlampe das A und O: justierbare elastische Bänder testen, ggf. zusätzlich einstellbares Scheitelband wählen.
Achtung bei Kombination der Stirnlampe mit Schutzhelm: Passgenauigkeit und Normerfüllung beachten (Richtlinie EN 397).
Langer oder häufiger Einsatz? Bei langer Tragedauer auf ein leichtes Gewicht der Stirnlampe achten.
Schnelligkeit und Einfachheit des Akku-Ladevorgangs berücksichtigen.
Neig- oder schwenkbare Stirnlampen bieten mehr Flexibilität.
>> Quellen & Links für mehr Information:
- www.beuth.dewww.beuth.de
- www.dguv.de
- www.baua.de
- www.plato-usa.org