Servus, ich bin Norman Checker, der Normen- und Richtlinien-Checker im Auftrag von „Arbeitsschutz – aber sicher!“. In dieser Ausgabe lenke ich den Blick auf hochsichtbare Warnkleidung.
Warnschutzkleidung macht Arbeitskräfte auf Baustellen sowie an Einsatzorten im Straßen- und Schienenverkehr – insbesondere in den trüben Herbst- und Wintermonaten – sichtbarer und senkt erheblich das Unfallrisiko. Als internationaler Standard regelt die Norm DIN EN ISO 20471 die wesentlichen Vorschriften für hochsichtbare Warnschutzkleidung. Beispielsweise legt sie Leistungsanforderungen an das farbige, fluoreszierende Hintergrundmaterial, das retroreflektierende Material sowie an die Mindestflächen und die Anordnung dieser Materialien fest.
HIGH-VIS
Häufig ist hochsichtbare Warnschutzkleidung mit Kürzeln „HI-VIS“ oder „HIGH-VIS“ versehen, was für „high visibility“ steht.
Übersicht Normen, Richtlinien & Empfehlungen
- DIN EN ISO 20471:2017-03 Hochsichtbare Warnkleidung – Prüfverfahren und Anforderungen: definiert drei Schutzklassen (ehemals „DIN EN 471 Warnkleidung“).
- OSHA-Richtlinien (= Occupational Safety and Health Administration): Anforderungen an Warnkleidung für Arbeiten insbesondere in den USA.
- Verordnung (EU) 2016/425 – sichere persönliche Schutzausrüstung (ersetzt die frühere EU-Richtlinie 89/686/EWG): Anforderungen an hochsichtbare Warnkleidung.
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): gesetzliche Grundlage für Arbeitsschutzmaßnahmen, einschließlich der Verwendung von Warnkleidung.
- DGUV Information 212-016 – Warnkleidung
- Lokale Vorschriften in der Region
Warnschutzkleidung richtig pflegen
Die richtige Pflege von fluoreszierender Warnschutzkleidung ist unerlässlich, um die Farbstabilität und die reflektierenden Flächen und damit die Schutzeigenschaften zu erhalten:
- Unbedingt Waschanleitung der Hersteller beachten: Meistens wird Warnkleidung separat in kaltem Wasser und mit mildem Waschmittel gewaschen.
- Weichspüler, Bleichmittel, Fleckenentferner und lösungsmittelenthaltende Waschmittel unbedingt vermeiden.
- Keine chemische Reinigung.
- Kein Bürsten.
- Schonende, lichtgeschützte Trocknung bei niedriger Temperatur.
Drei Klassen für hochsichtbare Warnkleidung
Die DIN EN ISO 20471 unterteilt hochsichtbare Warnkleidung in drei Risikoklassen je nach Arbeitsumgebung. Im Vergleich liegt der Unterschied im definierten Mindestflächenmaß des reflektierenden und fluoreszierenden Materialanteils (in Quadratmetern angegeben) an der Kleidung, der mit zunehmenden Risiko größer wird.
Klasse 1 (niedrigste Stufe): ist zugelassen für Bereiche mit geringem Risiko oder bei geringem, langsamem Straßenverkehr (Geschwindigkeit bis 30 km/h). Meist T-Shirts mit reflektierenden Streifen. In Deutschland ist Warnkleidung nach Klasse 1 als PSA nur in Kombination mit Kleidung höherer Schutzklassen zulässig.
Klasse 2 (mittlere Stufe): Die Klasse 2 ist für Arbeitsumgebungen mit moderatem Verkehr (Geschwindigkeiten bis 60 km/h) zugelassen. Darunter fallen z. B. Verkehrswesten, Latzhosen mit mehr reflektierenden Flächen.
Klasse 3 (höchste Stufe): Diese Klasse bietet die beste Sichtbarkeit und ist für gefährliche Arbeitsbereiche im Straßenverkehr (ohne Geschwindigkeitsbegrenzung) oder mit schlechten Sichtverhältnissen (Arbeiten im Dunkeln) konzipiert. Sie umfasst Kleidungsstücke mit maximal reflektierender Abdeckung für Rundumsichtbarkeit in möglichst allen Körperhaltungen und Positionen.
Die Wahl der Klasse hängt von den individuellen Arbeitsbedingungen und dem jeweiligen Sicherheitsbedarf ab. Im Zweifel die nächsthöhere Klasse wählen oder geeignete Produkte kombinieren (z. B. Latzhose und Oberteil), um die Schutzklasse zu erreichen.
Symbol für hochsichtbare Warnschutzkleidung. Das „X“ steht als Platzhalter für die Klasse (1-3).
>> Quellen & Links für mehr Information:
NORMANS 5 PRAXIS-TIPPS FÜR CHECKER:
- Klassifizierung nach Gefährdungsanalyse: Konformität nach DIN EN ISO 20471 prüfen.
- Regelmäßiger Check auf Verschleiß und Beschädigungen.
- Ersatzkleidung parat halten.
- Info & Schulung: Warum Warnkleidung, wie ist sie korrekt zu tragen und zu pflegen, um dauerhaft
maximale Sichtbarkeit zu gewährleisten? - Wo möglich, zusätzliche Beleuchtung, Hinweise und weitere reflektierende Elemente am Einsatzort anbringen und ordnungsgemäß warten.