• Norman Checker

Norman Checker
Textile Sicherheits-Halbschuhe

  • Juni 2, 2022

Servus, ich bin Norman Checker, der Normen- und Richtlinien-Checker. Heute läute ich für „Arbeitsschutz – aber sicher!“ die Sommersaison ein und beleuchte die rechtlichen Grundlagen für Sicherheits-Halbschuhe. 

// Foto: SZwei Verlag

Je höher die Temperaturen, desto mehr sehnen sich Füße nach luftiger Freiheit. Sommerlich leichte, atmungsaktive Sicherheitshalbschuhe (Form „A“) müssen unabhängig vom Material ihrer Funktion als persönliche Schutzausrüstung (PSA) am Arbeitsplatz nachkommen. Diese Kennzeichnungen helfen bei der Wahl:

Klasse Grundanforderung* Anforderung/Zusatzanforderungen
SB I oder II 200 Joule Zehenschutzkappe
S1 I wie SB, Zusatz: geschlossener Fersenbereich, anti- statische Eigenschaften, Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit
S1P I wie S 1, zusätzlich: Durchtrittsicherheit
S2 I wie S1, zusätzlich: Wasserdurchtritt, Wasseraufnahme
S3 I wie S2, zusätzlich: Durchtrittsicherheit, Profilsohle
S4 II antistatische Eigenschaften, Energieaufnahmevermögen im Fersenbereich
S5 II wie S4, zusätzlich: Durchtrittsicherheit, Profilsohle

* Grundanforderung:

  • I: Schuhe aus Leder oder anderen Materialien, hergestellt nach herkömmlichen Schuhfertigungsmethoden (z. B. Lederschuhe)
  • II: Schuhe vollständig geformt oder vulkanisiert (Gummistiefel, Polymerstiefel, z. B. aus Polyurethan – PUR – für den Nassbereich)

Zusätzlich zu den Haupt-Sicherheitsklassen kann der Schuh je nach Bedarf mit Zusatznormen deklariert werden:

Kürzel steht für: Bedeutung
A Antistatic Schuhe sind antistatisch
AN Ankle Protection Schuhe mit Knöchelschutz
C Conductive Schuhe sind elektrisch leitfähig (siehe auch ESD)
CI Cold Insulated kältebeständige Sohle
CR Cut Resistance Schuhe sind schnittfest
E Energy Absorption Fersenbereich kann Energie aufnehmen
ESD Electrostatic Discharge ableitfähige Schuhe verhindern elektrostatische Aufladung
FO Oil and gasoline resistant Sole Sohle beständig gegen Öl und Benzin
HI Heat Insulated Sohlenkomplex ist wärmeisoliert
HRO Heat Resistant Outsole hitzebeständige Laufsohle
I (Electrically) Isolated (Überzieh-)Schuh ist elektrisch isolierend
M Metatarsal Protection mit Mittelfußschutz
ORO (alt, ersetzt durch FO) Oil Resistance Outsole Sohle beständig gegen Öl und Benzin
P Penetration Resistance durchtrittsichere Sohle
SRA, SRB, SRC Slip Resistance Rutschhemmung: SRA: Rutschhemmung auf Keramikfliesen SRB: Rutschhemmung auf Stahlboden mit Glycerin SRC: kombinierte Rutschhemmung von SRA & SRB
WR Water Resistance Wasserdichtigkeit
WRU Water Resistance Uppers Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme

Normenübersicht

  • DIN EN ISO 20344:2022-04 – PSA – Prüfverfahren für Schuhe: Die frisch überarbeitete Fassung legt Prüfverfahren für Schuhe fest, die zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) zählen. 
  • DIN EN ISO 20345:2022-06 – PSA – Sicherheitsschuhe (Kennz.“S„):
    Grund- und optionale Zusatzanforderungen an Sicherheitsschuhe wie z. B. mechanische Risiken, Rutschhemmung, thermische Risiken und ergonomische Features.  
  • DIN EN ISO 20346:2014-09 – PSA – Schutzschuhe (Kennz.“P„): Anforderungen an Schutzschuhe für allgemeine Zwecke wie z. B. Schuhe für mittelstarke Belastungen mit Zehenkappen nach DIN EN ISO 20345.
  • DIN EN ISO 20347:2012-05 – Berufsschuhe (Kennz.“O„):  
    Anforderungen an Arbeitsschuhe, für die keine mechanischen Risiken (durch Stoß- oder Druckeinwirkung) bestehen. Sie bieten einen Basisschutz gegen Fußverletzungen hinsichtlich mindestens einer Zusatzanforderung. Achtung, keine PSA!
  • DIN EN 50321-1:2019-01 (VDE 0682-331) – Schuhe für elektrischen Schutz – Teil 1: Isolierende Schuhe und Überschuhe für Arbeiten an Niederspannungsanlagen

Weitere Orientierung & Hilfe zur Unfallverhütung:

  • DGUV Regel 112-991 (früher BGR 191): Benutzung von Fuß- und Knieschutz
  • DIN VDE 0680-1 VDE 0680-1:2013-04: Isolierende Schutzvorrichtungen zum Arbeiten an unter Spannung stehenden Teilen bis 1.000 V 

AB JUNI:
Neue Normfassungen
Für Juni werden die Neufassungen der Normen DIN EN ISO 20345, 20346 und 20347 erwartet. Sie sind vorbestellbar unter: www.beuth.de/de/norm/

Elektrisch isolierende Schuhe ausreichend?
Isolierende Schutz- oder Sicherheitsschuhe sind eine PSA, die den Anforderungen DIN EN 50321-1 (VDE 0682-331-1):2019-01 entsprechen muss. Bei elektrotechnischen Arbeiten ist darauf zu achten, dass kein Stromfluss über den menschlichen Körper erfolgt. Die alleinige Berücksichtigung der Isolierfähigkeit des getragenen Schuhs als PSA ist nicht ausreichend. Nicht nur der Standort des Mitarbeiters selbst, sondern auch die Berührungsmöglichkeit der Umgebung vor Arbeitsbeginn ist zu prüfen. Laut Vorschriftenwerk muss bei elektrotechnischen Arbeiten der erforderliche Isolationspegel sichergestellt werden, z. B. durch Einbringen festen Isolationsmaterials (VDE 0105-100, 6.1.1 Allgemeine Anforderungen).

NORMANS 4 PRAXIS-TIPPS FÜR CHECKER:

  1. Sicherheitsschuhe brauchen die Kennzeichnung nach EN ISO 20345.   
  2. Ausschließlich Schuhe mit CE-Kennzeichnung verwenden (= bestandene EG-Baumusterprüfung). 
  3. Veränderungen am Schuh (z. B. Einlagen) müssen vom Hersteller autorisiert sein, ansonsten erlischt die Zulassung. Im ESD-Bereich dürfen nur Einlagen verwendet werden, die Prüfbestandteil der
    Baumusterprüfung waren. 

>> Quellen & Links für mehr Information:

  • www.beuth.de
  • www.etem.bgetem.de/2.2022
  • www.dguv.de
  • www.vde-verlag.de/normen/

Norman checkt das für Sie!

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