Tätigkeiten im Knien oder Hocken sind Risikofaktoren für Verletzungen und Erkrankungen der Kniegelenke. Entsprechend zählt Knieschutz zur Persönlichen Schutzausrüstung (PSA) der Kategorie II. Über den richtigen Knieschutz sowie die rechtlichen Grundlagen berichtet Undine Jacobs, Mitarbeiterin beim Knieschutz-Spezialisten Kneetek.
Fachleute sind sich einig, dass starke körperliche Belastungen durch Tätigkeiten im Knien oder Hocken zu den Risikofaktoren für Verletzungen und Erkrankungen der Kniegelenke zählen. Es sollte versucht werden, diese Belastungen zu minimieren. Möglichkeiten bieten hierfür moderne technische Hilfsmittel. Diese können jedoch nur begrenzt eingesetzt werden und werden auch nur bedingt akzeptiert. Um erfolgreiche Prävention betreiben zu können, ist es wichtig, das Bewusstsein der Beschäftigten für relevante Belastungen zu wecken. Ziel sollte eine Strategie sein, bei der Arbeiten im Knien, Hocken oder Fersensitz nach Möglichkeit vermieden oder zumindest reduziert werden.
Aktiver Arbeitsschutz für Kniegelenke
Kniegelenksverletzungen lassen sich in zwei Bereiche unterteilen: die degenerativen Erkrankungen (Gonarthrose) und die Kniebinnenschäden (Verletzungen der Kreuzbänder, Meniskusverletzungen). Bei allen knienden oder hockenden Tätigkeiten ist es daher sinnvoll, adäquaten Knieschutz zu tragen, der wirkungsvoll schützt. Der Knieschoner wird von Bändern gehalten und als separates Teil über der Hose getragen. Das Kniepolster wird in eine Knietasche in der Hose eingeschoben. Je nach Berufsgruppe und Tätigkeitsfeld sollte der am besten passende Knieschutz ausgewählt werden.
Laut Norm ist Knien eine unnatürliche Arbeitshaltung. Arbeitende ohne Knieschutz können unmittelbar Verletzungen durch harte Oberflächen, kleine Steine und ähnliche Gegenstände, die auf dem Untergrund liegen, davontragen. Es ist darauf zu achten, dass Knieschutz während des Gebrauchs nicht den venösen Blutrückfluss im Bein beeinträchtigt. Es ist deshalb wichtig, dass der Benutzer während des Tragens von Knieschutz häufig seine Körperhaltung wechseln kann. Beim Arbeiten in kniender Haltung entsteht durch den ständigen Druck auf die Knie das Risiko chronischer Erkrankungen wie einer Schleimbeutelentzündung über der Kniescheibe und Knorpelschäden. Knieschutz wird deshalb für alle Arbeiten in kniender Stellung empfohlen. Der Knieschutz sollte die auftretenden Kräfte gleichmäßig verteilen und Verletzungen oder Schäden durch harte Gegenstände auf dem Boden verhindern. Viele Benutzer haben durch Sportverletzungen oder ihre frühere Tätigkeit Vorschädigungen am Kniegelenk. Diese Schäden werden durch weiteres Knien verschlimmert.
Prüfverfahren und Knieschutztypen
Bei der Prüfung von Knieschutz werden zuerst allgemeine Aspekte, wie Form, Größe, Polsterung, Material, Verarbeitung in Bezug auf Schutzeigenschaften und Tragekomfort beurteilt und die Kennzeichnung und die Informationsbroschüre für den Benutzer überprüft.
Bei Knieschützern vom Typ 1 – Knieschutz, der von der Kleidung unabhängig am Bein befestigt wird – werden unter anderem besonders Fixierung, Breite und Dehnung der Haltebänder geprüft, um Produkte mit übermäßigen Druckbelastungen auf Schleimbeutel, Kniescheibe oder Kniekehle auszuschließen.
Der Knieschutz Typ 2 besteht aus Schaumkunststoff- oder anderem Polstermaterial, das passgenau in Taschen an den Hosenbeinen platziert oder an der Hose befestigt ist. Bei der Prüfung dieser PSA kann nur die in der Konformitätserklärung angegebene Kombination von Hose und Polster nach der Knieschutznorm zertifiziert werden.
Bei den technologischen Prüfungen werden anhand genormter Prüfvorrichtungen die Stichfestigkeit, die Druckverteilung und der Spitzenwert der übertragenen Kraft gemessen.
Stichfestigkeit:
Es sind fünf Prüfungen über die gesamte Schutzzone des Knieschutzes durchzuführen, einschließlich möglicher Schwachpunkte.
Druckverteilung:
Hierbei wird ein Prüfknie verwendet, das sogenannte „Kandy“-Knie. Das Knie ist mit drei Kraftaufnehmern versehen.
Aufprallprüfung:
Sie erfolgt mittels einer Fallmasse, die in einem senkrechten Führungssystem auf einen Prüfamboss mit dem Kraftaufnehmer (Belastungsmesszelle) auftrifft.
Für die ergonomische Prüfung müssen fünf Probanden mit unterschiedlichen Körpermaßen innerhalb von 15 Minuten zehnmal hinknien und wieder aufstehen, sich auf einer glatten Betonfläche 10 Meter auf den Knien nach vorne schieben und 5 Minuten in einer knienden Haltung bleiben. Die Probanden werden bei allen Knieschutztypen befragt, ob der Knieschutz bei den Prüfungen an der richtigen Position geblieben ist und während der Trageversuche als komfortablen empfunden wurden.
Leistungsstufen
- Stufe 0: Knieschutz, der für eine ebene Bodenoberfläche geeignet ist und der keinen Schutz gegen Durchstich bietet.
- Stufe 1: Knieschutz, der für eine ebene oder unebene Bodenoberfläche geeignet ist und Schutz gegen Durchstich bei einer Kraft von mindestens (100 ± 5) Newton bietet.
- Stufe 2: Knieschutz, der für den Gebrauch auf ebener oder unebener Bodenoberfläche unter schwierigen Bedingungen geeignet ist und Schutz gegen Durchstich bei einer Kraft von mindestens (250 ± 10) Newton bietet.
Die umfassendere und transparentere Rechtssicherheit durch die Ablösung der alten Richtlinie in die Einführung der Verordnung (EU) haben positive Auswirkungen auf den PSA-Bereich und auch auf den Knieschutz gebracht. Durch die Verordnung wurde Gesetzeskraft erreicht und es herrscht größere rechtliche Klarheit. Nun gelten europaweit für PSA Produkte gleiche Bedingungen. Die EU-Konformitätserklärung wurde ebenfalls präzisiert und inhaltlich angepasst. Damit ist für alle Beteiligten Rechtssicherheit gegeben, Abweichungen von der Verordnung sind nicht mehr möglich.