Sie will die erste Frau werden, die in einem Formel 1 Rennen ein Auto lenkt: Sophia Flörsch. Aktuell düst sie durch die Formel 3 und ist ein sportliches Aushängeschild des Sicherheitsschuhspezialisten Atlas. Die Redaktion erwischte die 22-Jährige zu Hause in München zwischen zwei Rennen und konnte mit ihr über ihre Ausnahmestellung in einem von Männern dominierten Sport und ihre Zusammenarbeit mit Atlas sprechen.
Hallo Sophia, Sie sind ja mit 16 Jahren aus dem Kartsport in den Formel Sport gewechselt. Wie kommt man als junges Mädchen auf die Idee, Rennsport zu betreiben?
Sophia Flörsch: Ich habe bereits mit vier Jahren mit dem Kartsport begonnen, so wie eigentlich alle Rennsportler mit dem Kartsport anfangen. Mein Dad ist damals gefahren und hat mich einfach auch in ein Kart gesetzt. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht und wurde zu meiner Leidenschaft. Irgendwann erreichte ich dann den Punkt, wo ich mich fragen musste, entweder weiterzumachen und den nächsten Schritt zu gehen oder eben nicht. Ich wollte weitermachen und bin dann in England eine Tourenwagen Serie gefahren, die für 14- bis 17-Jährige ausgerichtet ist. Dort feierte ich Erfolge und bin dann in die Formel 4 eingestiegen. Da wurde es schnell mehr als nur ein Hobby, da Sponsoren, Medien und vieles mehr mit dranhängen. Es ist zwar immer noch Leidenschaft gewesen, aber eben mit gewisser Verpflichtung.
Auch bei dem Einstieg in Großbritannien waren Sie doch sicherlich eine von wenigen Frauen. Gab’s da nicht Sprüche von den männlichen Konkurrenten?
Flörsch: Eigentlich gar nicht. Tatsächlich hatte ich in den ganzen Jahren nie Probleme mit anderen Rennfahrern, zumindest nicht, weil ich eine Frau bin. Klar versteht man sich mit dem ein oder anderen mal nicht so gut, aber das ist ja normal. Im Kartsport kam es schon mal vor, insbesondere bei internationalen Rennen, wenn Nationen am Start waren, wo die Frauen im Lande nicht so wertgeschätzt werden wie hier. Da waren es eher die Väter der Wettbewerber, die ihre Söhne anstachelten, sich nicht von einem kleinen blonden Mädchen abhängen zu lassen. Aber auch das ist deutlich weniger geworden. Letztlich musst du deine Leistung bringen, dann wirst du auch respektiert – im Prinzip, wie in jedem anderen Sport auch.
Sie hatten einen schweren Unfall, steigt man danach einfach wieder ins Auto, wie man redensartlich auch wieder aufs Pferd steigt? Hat sich Ihr Fahrverhalten geändert?
Flörsch: Normalerweise ist es schon so, dass du so schnell wie möglich wieder ins Auto einsteigen sollst. Ich bin damals verletzungsbedingt eine Weile ausgefallen, aber ich hatte tatsächlich nie irgendwelche Bedenken oder Angst, wieder ins Auto zu steigen. Für mich stand das außer Frage. Gestört haben mich eher die Leute, die ständig danach gefragt haben. Da mich an dem Unfall keine Schuld traf, bin ich ohne mir große Gedanken zu machen, wieder ins Auto gestiegen. Aber jeder Mensch geht mit so etwas ja auch anders um. Mein Fahrverhalten hat sich auch nicht geändert, ich genieße jeden Meter im Rennwagen.
Ist Rennfahrerin, deine Berufsbezeichnung jetzt? Oder gibt es da noch was anderes?
Flörsch: Rennfahrerin ist korrekt. Ich habe 2018 das Abitur gemacht, aber danach nur noch den Fokus auf den Sport gelegt. Ich bin auch viel zu viel unterwegs, um überhaupt noch etwas anderes nebenher zu machen. Es ist tatsächlich ein Fulltime-Job.
Können Sie davon leben?
Flörsch: Über Sponsoren und so kommt zwar Geld herein, aber man hat auch sehr hohe Kosten, denn der Sport ist sehr teuer. Tatsächlich muss man, abgesehen von der Formel 1, für den Rennsport heutzutage eigentlich viel Geld mitbringen. Im Endeffekt läuft es derzeit auf Plus-Minus-Null heraus. Da ich aber weiterkommen möchte und irgendwann einmal in der Formel 1 fahren möchte, hoffe ich, dass sich das ganze Engagement eines Tages dann rentiert.
Wie funktioniert das? Kommt da ein Rennstall und sagt: Sophia, ich möchte dich haben?
Flörsch: Genau, so ungefähr funktioniert das. Ich bin ja jetzt seit Anfang letzten Jahres bei Alpine unter Vertrag, bin in dem sogenannten Junior Programm des BWT Alpine Formel 1 Teams. Die nehmen junge Fahrer unter Vertrag, um diese auszubilden und einmal für die Formel 1 fit zu haben. Ich bin eben bei Renault Alpine unter Vertrag, und die haben sich das Ziel gesetzt, bis 2030 eine Frau in der Formel 1 an den Start zu bringen. Dieses Jahr starte ich noch in der Formel 3, im nächsten Jahr dann hoffentlich in der Formel 2 und anschließend eben in der Formel 1.
Für den Laien: Wo ist der Unterschied zwischen den einzelnen Formelklassen?
Flörsch: Die Motoren sind stärker und die Autos entsprechend schneller. Die Formel 4 hat beispielsweise nur 180 PS-Motoren, in der Formel 3 geht es 380 PS, die Formel 2 hat sogar 612 PS. Ein Riesenunterschied ist auch die Aerodynamik der Fahrzeuge, die entsprechend schneller sind, vor allem auch in den Kurven.
Wenn Sie Rennen fahren, sind Sie ja entsprechend mit Schutzkleidung ausgerüstet. Gibt es bei der Wahl der Schutzkleidung ein Mitspracherecht?
Flörsch: Ich habe Mitspracherecht beim Design, was für eine Frau natürlich schön ist. Die Schutzkleidung an sich, die im Rennen getragen werden muss, wird immer angepasst. Sie muss den jeweiligen Normen entsprechen, von den Schuhen über die Handschuhe bis zum Helm. Das wird auch regelmäßig alles genau geprüft, denn Sicherheit ist bei uns im Sport ein sehr wichtiger Faktor. Das gilt nicht nur während des Rennens, auch abseits des Rennens ist Sicherheit ein sehr großes Thema. Das gilt ganz besonders auch für das Rennteam mit Ingenieuren und Mechanikern. Da legt der Verband sehr viel Wert drauf, hat entsprechende Vorschriften erlassen. Wenn die nicht eingehalten werden, dann gibt es empfindliche Geldstrafen. Meine Teams achten sehr genau darauf, dass Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Safety first!
Wenn Sie ein Rennen absolviert haben, geben Sie dann das Auto den Mechanikern und für Sie ist Feierabend?
Flörsch: Nach dem Rennen steige ich aus dem Rennanzug in Arbeitsschutzkleidung, und bin dann beim Team. Die Ingenieure und Mechaniker nehmen nach einem Rennen die Autos komplett auseinander. Ich persönlich schraube nicht daran rum, aber ich spreche mit den Ingenieuren und Mechanikern über die Technik des Wagens, was gut ist, was optimiert werden kann. Mich interessiert die Technik und ich schätze den Kontakt zu meinen Mechanikern.
Ich stehe zwar als Sportlerin immer im Fokus, aber ohne mein Team um mich herum wäre ich nicht erfolgreich.
Wie entstand der Kontakt zu Atlas?
Flörsch: Wir hatten tatsächlich schon mal vor ein, zwei Jahren Kontakt, haben das jetzt erst intensiviert. Letztlich haben unseren beiden Welten viele Parallelen – ganz besonders das Thema Sicherheit wird auf beiden Seiten extrem hochgehalten. Ich lege einen gewissen Wert auf ein schickes Design, das bietet mir Atlas mit seiner Damenkollektion. Da ist wird schon viel Farbe gezeigt, was mir persönlich sehr gut gefällt. Auch haben die Schuhe ein attraktives Design. Das Thema Arbeitssicherheit und Sicherheitsschuhe war lange eine Männerdomäne – genauso wie der Rennsport. Atlas hat mit seiner Damenkollektion diese Domäne unterbrochen, so wie ich als Frau im Rennsport. Es gilt doch für Frau und Mann: wenn es gut aussieht, zieht man die Schuhe doch noch lieber an.
Atlas ist zudem ein familiengeführtes Unternehmen, das spürt man auch, wenn man dort zu Besuch ist. Da wird viel Wert auf Teamarbeit gelegt. Bei Atlas wird jeder Schuh erst durch das Zusammenspiel der einzelnen Stationen perfekt. Das Team ist einfach wichtig. Bei mir ist es ähnlich: Ich stehe zwar als Sportlerin immer im Fokus, aber ohne mein Team um mich herum wäre ich nicht erfolgreich. Auch ich spüre und brauche den Rückhalt meiner Familie für meine Rennsportaktivitäten. So habe ich das Gefühl, dass Atlas und ich auf einer Wellenlänge sind.
Vielen Dank für das Gespräch.
Mit Sophia Flörsch sprach
Camillo F. Kluge