Seit über 112 Jahren residiert das Traditionsunternehmen Gustav Daiber auf der Schwäbischen Alb. Seit der Gründung als Handelsvertretung ist das Textilunternehmen kontinuierlich gewachsen. Ein wesentlicher Grund dafür war, dass man bei Daiber stets Trends frühzeitig erkannte und teilweise mit ins Rollen brachte. Beim Besuch vor Ort erfuhr die Redaktion im Gespräch mit Geschäftsführer Kai Gminder und Einkaufsleiter Thomas Früh nicht nur einiges über die Geschichte des Familienunternehmens.
Knopf und Faden sind nicht nur Basis vieler Textilien, es sind auch die Produkte, auf denen sich das Unternehmen Gustav Daiber aufgebaut hat. Firmengründer Gustav Daiber startete zwar einst mit einem Hutgeschäft, doch Gründersohn Walter entwickelte daraus mit eben solchen „Textilzutaten“, wie es Geschäftsführer Kai Gminder formuliert, eine Handelsvertretung und entwickelte sich so schnell zu einem wichtigen Zulieferer in der Region. Noch bis in die 1950er Jahre führte Walter Daiber das Geschäft mit Spitze und Schleifchen, Etiketten, Gummilitzen oder eben Knopf und Faden weiter fort.
Ein unverzichtbarer Zulieferer
Doch nahm unter Walter Daiber das Unternehmen auch einen wichtigen Entwicklungsschritt und startete eine eigene Produktion von Schleifchen für die umliegende Miederindustrie. Ergänzt wurde das Angebot mit Importen aus Frankreich und Italien für die exklusive Wäscheherstellung. So wuchs das Unternehmen Gustav Daiber weiter und entwickelte sich nicht nur regional zu einem unverzichtbaren Zulieferer.
Mitte der 1970er Jahre übernahm mit Rolf Daiber die 3. Generation das Ruder des Familienbetriebs. Mit seinen Ideen und Maßnahmen kam neuer Schwung in das Unternehmen. Nicht nur, dass er Produktion nach Asien auslagerte, er lernte dort auch die noch junge Entwicklung der Transfer-Motive kennen und sichert sich die Alleinvertretung des ersten Herstellers für Deutschland. „Diese Entwicklung erlaubte es, Fotos auf T-Shirts zu drucken“, erläutert Gminder. „Diese wurden über ein Trägermaterial auf das Textil transferiert.“ Später ergänzte der Offset-Druck die Möglichkeiten, Bilder, Embleme und anderes auf Shirts zu drucken.
Ebenso sah Rolf Daiber in der Veredelung eine wichtige Dienstleistung mit enormem Potential. So baute er bereits in der Mitte der 1970er Jahre eine Stickerei auf, die als Basis für weitere Expansion diente. So erkannte Daiber immer wieder frühzeitig aufkommende Modetrends und konnte schnell reagieren. So setzte er zur Disco-Welle erfolgreich auf Glitter und Flitter und als dank des Films Jurassic Park die Dinosaurier die Kinderzimmer eroberten, landeten auch ungezählte Dino-Motive auf den T-Shirts des Unternehmens.
Eine Hochburg der Textilproduktion
„Mitte der 1980er Jahre war hier auf der Schwäbischen Alb eine Hochburg der Textilproduktion, da konnte sich Daiber mit seinen Technologien an die Spitze der Veredler katapultieren“, erinnert Einkaufsleiter Thomas Früh. Doch dann kam der Fall des Eisernen Vorhangs. „Viele Unternehmen haben sich nach der Wende hier nicht halten können, wanderten teilweise in den Osten ab.“ Das bedeutete für Daiber auch den Wegfall vieler regionaler Abnehmer. Doch dank der Transfer-Technologie, dank der eigenen Stickerei und auch durch geschickte Expansion mit Niederlassungen in Hongkong oder auch Irland ging es mit dem Familienunternehmen weiter voran.
Schließlich zeigte Rolf Daiber wieder einmal das absolut richtige Gespür für eine Marktentwicklung, was dann „im Prinzip einen Branchenwechsel mit sich führte“, wie es Gminder formuliert. Denn Daiber erkannte Mitte der 1990er Jahre das Potential der immer beliebter werdenden Caps und wuchs schnell zum laut Gminder größten Cap-Lieferanten Deutschlands heran. Mit dem Erfolg der Caps wurde auch die erste Eigenmarke gegründet, die Geburtsstunde von myrtle beach – laut Unternehmensangaben bis heute eine der führenden Marken für Caps in Europa.
Mit der Einführung von James & Nicholson als Marke für hochwertige Werbe- und Funktionsbekleidung setzte Daiber schließlich nicht nur auf ein zusätzliches Standbein, das den Familienbetrieb noch tiefer im Markt etabliert. Es war auch „die Verwirklichung vom Traum einer eigenen Textilkollektion, die Rolf Daiber umsetzte, als er mit etwa einem Dutzend verschiedenen Produkten James & Nicholson startete.“ Mit der Einführung von Sportbekleidung und Workwear vor einigen Jahren schließlich rundeten die Schwaben nicht nur ihr Portfolio ab, sondern eroberten auch neue Zielgruppen in wichtigen Märkten.
Eigene Entwicklung und eigenes Design
Mittlerweile führt Daiber rund 800 Produkte unter den verschiedenen Labels im Sortiment. „Wir sind Produzent der Ware“, betont Gminder, „die Produkte werden von uns entwickelt, werden von uns designt.“ Die besondere Stärke des Unternehmens ist neben der großen Produktbreite der Service- und Dienstleistungs-Aspekt. „Wir liefern nicht nur unsere eigenen Textilien, sondern bieten einen ganzheitlichen Service und die unterschiedlichsten Veredelungen auf unseren Produkten.“
Zudem ermöglicht die große Produktpalette, dass bei einem Kunden nicht nur einzelne Bereiche mit Textilien von Daiber ausgestattet werden können. „Da wir mehr bieten als reine Workwear, haben wir immer ergänzende Produkte in den gleichen Farben, so dass alle Bereiche auch bei einem größeren Kunden mit unserer Bekleidung erreicht werden.“ Dabei betont Früh, dass es dem Unternehmen extrem wichtig ist, den dreistufigen Vertriebsweg zu pflegen und dem Handel die Treue zu halten. „Selbst bei großen Projekten agieren wir niemals selber, sondern begleiten den Fachhändler zum Industriekunden.“
Dabei bietet Daiber im Prinzip alles, was an Workwear gefragt ist. Von T-Shirts und Polohemden über Pullover, Hoodies, Jacken und Hosen ist die Range extrem breit. „Selbst für Personen, die ständig im Kühlhaus arbeiten, bieten wir eine Produktauswahl an“, so Früh. Und sollte tatsächlich unter den 32.000 Varianten der rund 800 Produkte einmal nicht das passende dabei sein, findet Daiber eine Lösung. „Es gibt nahezu nichts, was wir an Kundenwünschen nicht umsetzen können“, erklärt Früh selbstbewusst.
Workwear aus hochwertigen Textilien
Freuen dürfte Unternehmen, die ihre Mitarbeiter mit Bekleidung aus dem Hause Gustav Daiber ausrüsten, dass Kai Gminder sagt: „Die Workwear ist bei uns im Prinzip die Produktreihe, die mit den qualitativ hochwertigsten Textilien verarbeitet ist.“ Dennoch empfiehlt er, die Produkte nicht einfach nach modischen oder optischen Aspekten zu wählen. „Wir oder eben der Händler muss schon wissen, wo der Einsatzzweck liegt. Denn nicht jedes Produkt ist für jeden Einsatz geeignet, das muss schon passen, damit der Kunde am Ende auch zufrieden ist.“
Zufriedenheit beim Kunden versprechen auch andere Features, die Daiber bietet. Dazu zählt, dass „bei nahezu allen Produkten Damen- und Herrenschnitte angeboten werden“, so Gminder. Auch eine schnelle Verfügbarkeit der Produkte ist ein nicht zu unterschätzender Faktor, um Kunden und auch Händler zufrieden zu stellen. „Wir verfügen hier am Standort in Albstadt über 76.000 Schüttenlagerplätze, täglich verlassen zwischen 800 und 1.200 Sendungen unser Haus.“
Auch die Individualisierung der Produkte läuft grundsätzlich recht flott ab. Wobei hier noch sehr viel Handarbeit drin steckt. Aber um die Veredelung auch qualitativ hochwertig umzusetzen, genügt nicht allein der richtige und umfangreiche Maschinenpark. „Beim Transferdruck zum Beispiel ist es extrem wichtig, mit der richtigen Temperatur zu arbeiten“, erklärt Gminder, dass das Know-how der Mitarbeiter ein wichtiger Faktor für die Qualität der Dienstleistungen ist. Handarbeit gibt es nicht nur in der Veredelung sondern auch im Lager noch reichlich. Das Unternehmen verfügt zwar über ein elektronisches Lagerbestandssystem, doch „gibt es auch Mitarbeiter, die dort täglich einige Kilometer zurücklegen“, sagt Gminder.
Lieferanten alle zertifiziert
Ein wichtiges Thema für Daiber lautet Nachhaltigkeit. Dazu zählt unter anderem das Einhalten des Lieferkettengesetzes. „Das ist ja nicht einfach nur eine Regel, sondern es hat ja auch etwas damit zu tun, wie man miteinander umgeht“, beschreibt Gminder den Hintergrund des Gesetzes. Auch bei Daiber wird gemäß der Zeichen der Zeit mit recyceltem Polyester oder Bio-Baumwolle produziert. „Das wird schon bei vielen Produkten eingesetzt und wir achten auch bei unseren Neuprodukten vermehrt auf den Einsatz umweltfreundlicher Materialien.“ Wert legt Daiber auch darauf, dass die Fabriken den sozialen Standards und die Gebäude den Sicherheits-Standards entsprechen, „das prüfen wir auch regelmäßig vor Ort.“ Mit den Rohstoff-Lieferanten arbeitet das Unternehmen schon lange zusammen, „das sind alles vertrauensvolle Partnerschaften“, sagt Gminder und betont: „Unsere Lieferanten sind alle zertifiziert.“
„Unser Unternehmensgebäude hier auf der Alb ist nicht sehr energieintensiv“, sagt Gminder, „aber dafür haben wir unseren Fuhrpark auf Hybride und Elektrofahrzeuge umgerüstet.“ Zudem unterstützt Daiber diverse Aktivitäten des Nabu, zuletzt wurde gemeinsam eine „Bachputzete“ initiiert, also eine Putzaktion eines Bachlaufs, bei der Verschmutzungen, Geäst oder kleinere Bäume aus dem Bach entfernt werden. „Während der Bachputzete wurden beispielsweise auch neue Tümpel ausgehoben, da siedeln sich wieder vermehrt Feuersalamander an“, freut er sich über den ökologischen Erfolg dieser Maßnahmen. Denn so „können wir für das, was wir an CO2 wirklich nicht mehr einsparen können, einen Ausgleich schaffen.“
Für die Zukunft gerüstet
Seit Gminder vor gut drei Jahren gemeinsam mit Christof Kunze die Unternehmensleitung von seinem Onkel Rolf Daiber übernommen hat, wurde bereits einiges umgestellt, um nicht nur seitens der Produkte, sondern auch hinsichtlich sämtlicher Abläufe bestens für zukünftige Herausforderungen gerüstet zu sein. So wurde nicht nur das Lager neu strukturiert, die Abläufe wurden auch komplett digitalisiert. „Go Daiber – go digital“, nennt Gminder einen Slogan. Auch das Vertriebskonzept wurde auf neue Beine gestellt.
So viele Sachen auch zuletzt umgestellt wurden, manches wird nicht geändert – und da legt Gminder auch Wert drauf. „Wir haben alles in unserer Hand: eigene Produktion und eigene Veredelung. Mit den Änderungen haben wir nur ein neues technisches Fundament geschaffen“, macht er deutlich. Dieses Fundament bildet die Basis, um „Abläufe und Prozesse durch digitale Lösungen immer effizienter zu gestalten“ – quasi die Basis für eine erfolgreiche Zukunft von Gustav Daiber.
Von Camillo F. Kluge