Der Schutz von Elektromonteuren, die der Gefahr eines Lichtbogens ausgesetzt sind, genießt höchste Priorität. Ihrer Persönlichen Schutzausrüstung gegen die thermischen Auswirkungen eines Störlichtbogens (PSAgS) kommt ein hoher Stellenwert zu. Neue Entwicklungen, Vorschriften und Prüfstandards können jedoch für Verwirrung und Unsicherheit sorgen. Dr. Peter Wimmer von W. L. Gore erklärt die genormten Prüfungsverfahren für PSAgS.
Die grundlegenden gesetzlichen Anforderungen an PSA gegen die thermische Gefahr von Lichtbögen regelt die IEC 61482-2. Sie ist der wichtigste Standard für Schutzbekleidung gegen diese Gefahren. Hier sind Anforderungen und Prüfverfahren für PSA gegen die thermischen Gefahren durch Störlichtbögen festgelegt. Arbeitgeber dürfen ausschließlich PSAgS mit dieser Schutzklasse bereitstellen. Damit ein Kleidungsstück die Anforderungen dieses Standards erfüllt, muss es mindestens eins, idealerweise aber beide Testverfahren bestehen: Das sind die Prüfverfahren mit dem offenen Lichtbogentest gemäß IEC 61482-1-1 und der sogenannte Box-Test gemäß IEC 61482-1-2.
Der Test mit offenem Lichtbogen (Open Arc Test) ist eine Methode zur Ermittlung des thermischen Lichtbogenkennwertes (ATPV: Arc Thermal Protection Value), der das Kriterium der Stoll-Kurve heranzieht. Bei dieser handelt es sich um einen Graphen, der auf dem Verhalten der menschlichen Haut bei Hitzeeinwirkung beruht und verwendet wird, um das Risiko für Verbrennungen zweiten Grades vorherzusagen. Der ATPV gibt demnach an, welcher thermischen Energie PSAgS wiederstehen kann, bevor der Träger Verbrennungen zweiten Grades erleidet. Damit wird der Lichtbogenkennwert ermittelt.
Je höher der Wert desto besser der Schutz
Dieser Lichtbogenkennwert wird in Kalorien pro Quadratzentimeter angegeben und ist jene Einwirkenergie auf das Material, bei der mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit so viel Hitze durch den Prüfling dringt, dass mit einer Verbrennung zweiten Grades zu rechnen ist. Je höher der numerische Wert, desto besser ist der Schutz.
Der Box-Test ist das zweite Prüfverfahren. Dabei wird ein Lichtbogen zwischen zwei Elektroden erzeugt, die in einer Gipsbox angeordnet sind. Dieses Prüfverfahren liefert keinen Lichtbogenkennwert. Vielmehr wird die Lichtbogenschutzwirkung über zwei Schutzklassen ermittelt. Schutzkleidung, die diesen Test besteht, wird in Klasse 1 oder Klasse 2 eingeteilt. Der Verfahrensstandard beschreibt entsprechend der Höhe der Einwirkenergie zwei Testbedingungen.
ZUM AUTOR
Dr. Peter Wimmer ist seit 2006 Produktspezialist im Bereich Technical Oriented Fabrics bei W.L. Gore &
Associates. Er betreut das Portfolio der flammfesten Materialien im Bereich Arbeitsschutz mit dem Schwerpunkt Persönliche Schutzausrüstung für Elektrizitätsarbeiter.
Vertrauenswürdigen PSA-Hersteller einbeziehen
Beim Box-Test Klasse 1 wird ein Lichtbogen mit 4kA über eine Dauer von 500ms erzeugt. PSA dieser Klasse erfüllt nur die grundlegenden Anforderungen und bietet dem Endverbraucher einen geringeren Schutz. Der Box-Test Klasse 2 hat höhere Anforderungen. Der Test erfolgt mit einer Lichtbogenstromstärke von 7kA über eine Dauer von 500ms. PSA mit dieser Schutzklasse ist daher sicherer.
Um herauszufinden, welche Schutzklasse die höchsten Sicherheitsstandards für den Schutz vor Störlichtbögen und damit für die eingesetzten Arbeiter bietet, sind die hier erwähnten Begriffe, Prüfverfahren und Schutzstandards eine hilfreiche Orientierung. Darüber hinaus ist es immer ratsam, einen bewährten und vertrauenswürdigen PSA-Hersteller einzubeziehen, der die Trageversuche und den Beschaffungsprozess von Anfang an begleitet.
Schutz und Komfort in einer Lage
Mit der neuen Gore Pyrad Schutzkleidung mit Störlichtbogenschutz Klasse 2 läutet Gore ein Umdenken im PSA-Bereich ein: Die Pyrad-Technologie vereint höchste Schutz- und Komfortfunktionen in einer einzigen textilen Lage. Das neue Laminat wiegt mit unter 330 g/qm rund 50 Prozent weniger als bisherige Systeme und integriert in einem Stoff drei Elemente: das Obermaterial, eine spezielle Membran und die schützende Pyrad-Technologie. Diese neue Bekleidung ist sowohl für Innenräume als auch im Freien unter trockenen und gemäßigten Bedingungen geeignet.
Die neue Bekleidung mit Schutz gegen
Störlichtbögen bietet dem Träger bei der Arbeit in beengten Umgebungen höhere
Bewegungsfreiheit. Das dünnere Material ist aus nur einer Lage aufgebaut und angenehmer zu tragen, da sich bei körperlicher Aktivität
die Körperwärme nicht anstaut.