Sicherheitsschuhe sollen die Füße von Beschäftigten vor Gefahren beim Ausüben ihrer Tätigkeit schützen. Darüber hinaus ist ein hoher Tragekomfort und vielen auch ein schickes Aussehen wichtig. Im Winter kommen weitere Anforderungen dazu: Die Füße sollen warm und trocken bleiben. Wie bringen die Hersteller all das zusammen? Zwei Experten des Sicherheitsschuhherstellers Baak geben Einblicke in die Entwicklung eines S3-Winterstiefels – einer von ihnen reiste in den Stiefeln bis zum Nordkap.
Ingo Wietrzychowski hat keine Angst. Er fuhr kürzlich allein mit dem Motorrad durch Norwegen, übernachtete im Zelt und trotzte dem rauen Wetter. Begegnungen mit Wildschweinen, Wölfen oder Bären sind dort möglich. „Auch Elchkühe, die ihre Jungen beschützen, sind nicht ohne“, sagt er. Der Orthopädie-Schuhmacher weiß aber, wie er sich richtig verhalten muss, um Risiken zu minimieren. „Das Essen sollte beispielsweise nicht mit ins Zelt genommen werden, sonst lockt das etwa Bären an.“ Stattdessen hing er es einige hundert Meter weiter gut verpackt in einen Baum. So blieb unliebsamer Bärenbesuch aus.
Für seine rund 8.000 Kilometer lange Tour vom Niederrhein zum Nordkap und zurück war es logisch, dass der Schuh-Experte neben der obligatorischen Motorradkluft und der Campingausstattung auch bei der Schuhauswahl auf Qualität achtete. Weil Art und Zeitpunkt seines Urlaubs verbunden mit den zu erwartenden Wetterbedingungen passten, griff Wietrzychowski auf seiner Reise zu dem neuen Winterstiefel „Maverick“ seines Arbeitgebers Baak.
Mit Sicherheitsstiefeln in den Motorrad-Urlaub
Nun braucht ein Motorradfahrer keine Zehenschutzkappe, keinen Stiefel der Schutzklasse S3. Aber da Wietrzychowski den Maverick mitentwickelt hat, wollte er ihn selbst unter den Bedingungen testen, für die er unter anderem gemacht ist: Nämlich für eine raue, winterliche, nasskalte Umgebung. Nach seiner zweiwöchigen Tour bei nur drei regenfreien Tagen kann Wietrzychowski versichern: „Wasserfest sind die Stiefel hundertprozentig. Gleichzeitig habe ich nie Schweißfüße gehabt – und kalt waren meine Füße während der Temperaturen um den Gefrierpunkt auch nie.“ Der hohe Tragekomfort sei angenehm spürbar gewesen. Er habe den Maverick schließlich nicht nur auf dem Motorrad getragen, sondern sei in den Stiefeln viel gewandert. Dabei habe sich das neue Modell als stabil erwiesen, die Umknickgefahr auf Feld-, Wald- und Schotterwegen sei verlässlich gehemmt worden, der Schaft habe gut am Unterschenkel gesessen, dabei aber keinerlei Druckstellen verursacht. Der Stiefel sei bei aller Robustheit zudem ausreichend flexibel, sagt der neue Norwegen-Fan, der das Land zum ersten Mal bereiste.
Klingt, als sei er auch „Maverick“-Fan. Weil er es sein muss aufgrund seiner beruflichen Position? Das verneint Wietrzychowski, der auf 30 Jahre Berufserfahrung blickt, fünf davon bei Baak. Und man nimmt es ihm ab, wenn er sagt: „Ich möchte mit gutem Gewissen hinter unseren Modellen stehen, die wir den Menschen verkaufen. Wenn ich merke, dass irgendetwas noch unstimmig ist, spreche ich das an. Dann bessern wir nach.“
Warm und trocken dank Hightech im Stiefel
Nachbessern ist aktuell nicht nötig, der Stiefel hat sich zum Beispiel im norwegischen Markt bereits etabliert. „Von dort kam ursprünglich auch die Frage nach einem hochwertigen warmen Winterstiefel für den Arbeitsschutzbereich outdoor“, sagt Karsten Keidel. Der Diplom-Ingenieur ist Technischer Leiter bei Baak und hat gemeinsam mit Wietrzychowski und der Schuhmodelleurin Sonja Arians den Winterstiefel „Maverick“ maßgeblich entwickelt.
Die drei bilden mit weiteren Kollegen aus Vertrieb und Geschäftsführung den Produktausschuss bei Baak. Die Mitglieder dieses Ausschusses überlegen bei einer anstehenden Neuentwicklung gemeinsam, wie das neue Modell gemäß der Anfrage aussehen könnte. „Wenn es dann im Detail darum geht, welche Ausstattung, welche Extras und welches Material verwendet werden sollen, fängt man jeweils beim bestmöglichen an. Je nach Art der Anfrage sind dann mitunter Kompromisse nötig. Das war hier aber nicht der Fall“, sagt Keidel. Also planten die Experten allerlei Hightech für den Winterstiefel ein.
„In Skandinavien ist etwa der Boa-Verschluss schon längere Zeit sehr angesagt“, sagt Keidel. Der sorgt nun auch im neuen Winterstiefel für ein komfortables Öffnen, Schließen und das Regulieren der Weite. Zur Kälteisolierung bis zu minus 30 Grad Celsius setzten die Planer auf Thinsulate. „Das Material ist eine Art Vlies – leicht und dünn, aber dank mehrerer Schichten effizient in der Dämmung, wobei gleichzeitig Feuchtigkeit entweichen kann“, erklärt der Technische Leiter. Auch Eigenentwicklungen, wie das Baak ESD-Thermostep-Fußbett und das „dry-Laminat“ – eine Kombination aus Thinsulate und der wasserdichten „dry“-Membrane – finden sich im „Maverick“.
Außerdem entschieden sich die Experten für ein hochwertiges Leder und für ein sehr technisches Design, das Sonja Arians verantwortet. Sie erstellte auch die ersten Zeichnungen des Modells, bei der eine Spitzenschutzkappe obligatorisch ist. Und die Entwickler dachten noch an weitere Details. Beispielsweise, dass viele Menschen nicht nur die andere Fußspitze an die Ferse pressen, um sie als Ausziehhilfe zu nutzen, sondern etwa auch Kanten von Treppenstufen. Als eine Art Abnutzungsschutz gibt es daher auch im Fersenbereich ein erhabenes Teil aus thermoplastischem Polyurethan-Kunststoff.
Erhöhter Tragekomfort und gesundheitliche Vorteile
Bei all den Extras durfte Baak „go & relax“ nicht fehlen. „Das ist das Alleinstellungsmerkmal des ,Maverick`, der unserer Serie Baak Polar zugeordnet ist. Denn damit wird nicht nur der Tragekomfort noch weiter erhöht, sondern das gesamte Modell wird noch fußgerechter“, sagt Keidel.
Dem stimmt Orthopädie-Schuhmacher Wietrzychowski zu: „Dieses Fußfunktionskonzept haben wir ja in Zusammenarbeit mit Professor Gert-Peter Brüggemann vom Institut für Biomechanik und Orthopädie an der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelt. Er war erfreut, dass endlich ein Hersteller kommt, der den Fokus darauf legt, dass die Schuhe den natürlichen Abrollvorgang des Fußes ermöglichen.“
Das System mit speziell entwickelter Zehenschutzkappe, einer biomechanisch optimierten Flexzone in der Laufsohle und dem dort integrierten biomechanischen H-Kopplungselement ist patentiert und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die mit Baak „go & relax“ ausgestatteten Modelle bieten für Gelenke und Wirbelsäule gesundheitliche Vorteile, die wissenschaftlich evaluiert sind.
Von Tobias Engelken