Seit knapp 18 Monaten ist der Handschuh-Hersteller Wonder Grip mit eigenem Vertrieb auf dem deutschen Markt aktiv. Jetzt zog das Unternehmen innerhalb Hannovers an einen größeren Standort. Unsere Redaktion zählte zu den ersten Besuchern dort.
Lutz Kador, Country Manager D/A/CH und Eastern Europe bei Wonder Grip, skizziert das Unternehmen: „Wir sind eine eigene Marke und ernstzunehmende Größe auf dem Markt. Wir haben keine Produkte, die sich vor dem Wettbewerb verstecken müssen. Wir fertigen alles zu 100 Prozent selber. Wir stellen das Produkt vom Garn bis zum fertigen Handschuh komplett selber im eigenen Werk her. Das gibt uns die Flexibilität, schnell auf neue Marktanforderungen zu reagieren.“ Entsprechend lautet ein Ziel, in den kommenden fünf bis sieben Jahren die Position auf dem deutschen Markt auszubauen.
Dabei kommt dem Vertrieb wesentliche Bedeutung zu. Dieser zielt bei Wonder Grip in drei Richtungen: Einmal spricht Wonder Grip auch Baumärkte an, die zweite Ausrichtung hat den PSA-Fachhandel im Visier und schließlich wendet sich das Unternehmen auch noch direkt an die Spezialisten. „Das sind für uns der Elektrofachhandel, der Großhandel für Farben und Lacke oder auch der Sanitärfachhandel. Da haben wir nicht nur Kontakte hergestellt, sondern sind in einigen bereits vertreten“, sagt Lutz Kador, Country Manager D/A/CH und Eastern Europe im Unternehmen.
Verkauft wird nicht über den Preis
Grundsätzlich – und das gilt auch für die Handschuhe in den Baumärkten – verkaufe Wonder Grip nicht über den Preis. Stattdessen betont man seitens des Unternehmens die Qualität und Wertigkeit der Handschuhe und kann da auch ausgezeichnete Referenzen jenseits erfüllter Normen und Richtlinien anführen. So entwickelt das Unternehmen derzeit einen Handschuh mit einem großen Autohersteller gemeinsam.
„Der Handschuh war in deutschen Laboren, wurde bei dem Hersteller intensiv eingesetzt und liegt im DMFA-Bereich unter fünf, also unter der Hälfte des erlaubten Anteils an Dimethylformamid“, berichtet Kador von dem neuen Produkt. Aktuell versucht man seitens des Herstellers den Anteil des Lösungsmittels DMFA noch deutlich zu reduzieren. Laut Kador mokieren sich manche Fachhändler angesichts des Preises, doch lässt sich Kador da nicht beirren, gibt keine Extra-Boni oder Sonderrabatte. „Nein, unser Handschuh ist nicht zu teuer. Er ist sein Geld wert und wird nicht verramscht. Schließlich steckt da auch unheimlich viel Know-how drin.“
Apropos Preis: Heutzutage wird ja gerne das Internet bemüht, um den günstigsten Preis für ein Produkt zu finden, was manches Mal auch Amazon ins Spiel bringt. „Ja, da kann man unsere Produkte auch bekommen“, gesteht Kador. Grund dafür ist, dass durch das Einstellen der eigenen Produkte alle anderen Händler, die auf dieser Plattform ein Wonder Grip-Produkt veräußern wollen, gezwungen sind, die originale Produktbeschreibung zu übernehmen. „Andernfalls würde es da einen Wildwuchs irgendwelcher Informationen geben, die zu einem großen Teil dann Bullshit sind.“ Zur Beruhigung des Fachhandels verrät er, dass Wonder Grip seine Produkte auf dieser Plattform zwar anbietet, aber für einen Preis „deutlich höher als unsere Verkaufspreis-Empfehlung für den Fachhandel an den Endkunden lautet.“ Hintergrund ist eben nicht eine Umsatzsteigerung, sondern „wir wollen die Informationen zu unseren Produkten in unserer Hand behalten.“
Selbstbewusstes und verlässliches Auftreten
Dieses selbstbewusste, aber auch verlässliche Auftreten scheint dem Umsatz in keiner Weise zu schaden. Auch wenn sich Wonder Grip vor 18 Monaten von der alten externen Vertriebsstruktur getrennt hat, bewusst für einen Neuaufbau entschied, was laut Kador auch „die Trennung von einem nicht unerheblichen Umsatzanteil“ bedeutete, kann sich das Wachstum sehen lassen. Zumindest ist Kador optimistisch, dass es noch in diesem Jahr gelingt, den damaligen Umsatzabbruch zu kompensieren oder gar zu überholen.
Unter anderem sorgt ein neuer Einmal-Handschuh, der gerade auf den Markt kommt, bei Kador für Optimismus. Grund ist, dass sich bereits die Boxen der Handschuhe von den gängigen Modellen abheben. „Wir werden da sexy, wie man heute so schön sagt“, schmunzelt der Country Manager, verrät allerdings keine Details. „Die Box ist ein echter Eyecatcher.“ Doch das allein soll nicht ausschlaggebend für eine erfolgreiche Markteinführung sein. „Bis hin zur Klinikzertifizierung hat der Handschuh alle Zertifizierungen.“ In Tests habe sich der Einmal-Handschuh zudem durch enorme Reißfestigkeit ausgezeichnet.
Insgesamt bietet der Hersteller etwa 150 verschiedene Handschuhmodelle, allerdings landet davon nur ein Bruchteil auf dem europäischen Markt. „Aktuell beliefern wir den europäischen Markt mit knapp 50 Handschuh-Typen. Im Bereich der dünnen Handschuhe, also mit 18 Gauge, da kommt das Know-how eines Handschuhherstellers zum Tragen“, sagt Kador. Solch einen feinmaschigen Handschuh auch noch mit diversen Sicherheits-Features auszustatten, ist entsprechend kompliziert, aber eine Stärke von Wonder Grip.
Wunsch nach 18-Gauge-Schnittschutzhandschuh erfüllt
Viele Kunden wünschen sich einen 18 Gauge-Handschuh mit Schnittschutz. „Wir werden solch einen Handschuh liefern, und zwar mit einem hohen Schnittschutzlevel“, versprach Kador, der bereits erste Prototypen präsentieren kann, beim Gespräch. Und tatsächlich bringt das Unternehmen jetzt im August den „WG-1885“ auf den Markt: einen 18 Gauge-Handschuh mit dem Schnittschutzlevel D.
Dass der Umzug innerhalb Hannovers keine logistischen Gründe hatte, wird auch schnell klar, denn Wonder Grip will personell aufstocken. Mit Michael Kwasniewski, Kolja Sahr und Alfred Fändler sind bereits drei Vertriebler im Einsatz, dennoch sucht Kador weitere personelle Verstärkung. Zu guter Letzt muss ja auch der immer umfangreichere „Papierkram“ erledigt werden.
Das Lager selbst findet sich in Belgien. „Da haben wir gut 1,5 Millionen Handschuh vorrätig“, sagt Kador. Dennoch wird die Lieferzeit in Corona-Zeiten sicherheitshalber mit zehn Tagen angegeben. Üblicherweise waren es vier Tage, doch die aktuell unterschiedlichen und wechselnden Reise- und Transportregeln auch innerhalb der EU haben Kador veranlasst, einen Puffer einzuplanen. Zumal Wonder Grip mit Charter-Unternehmen arbeitet. Nur so ist eine frachtfreie Lieferung zu gewähren. Zudem wurde am 1. Januar ein eigenes Lager in England eröffnet. „Ansonsten waren die Lieferzeiten da einfach zu lang, da die Ware manchmal drei Wochen beim Zoll herumstand“, erläutert der Country Manager.
Von Camillo F. Kluge
Wonder Grip
… hat seinen Hauptsitz in Tokio/Japan. Das Unternehmen ist nach den Normen ISO 9001, ISO 14001 und ISO 45001 dreifach zertifiziert. Alle Handschuhe sind nach Oeko-Tex zertifiziert und in Übereinstimmung mit der
Reach-Verordnung frei von „besonders besorgniserregenden Stoffen“.