Ein Blick auf Deutschlands Straßen genügt: Immer noch sieht man Bauarbeiter oben ohne in der prallen Sonne schwitzen. Weniger als die Hälfte der im Freien Beschäftigten tragen UV-Schutzkleidung. Dabei sind die schädlichen Folgen der ultravioletten Strahlung bekannt: Sonnenbrand, Hautkrebs oder frühzeitige Hautalterung. Eine Kolumne zum Thema Sonnenschutz von HP Mayer.
Woran liegt es, dass sich so viele Arbeitnehmer schwertun, zu Arbeitskleidung mit Sonnenschutz zu greifen? Arbeitgeber kennen die gesetzlichen Bestimmungen. Berufsgenossenschaften und Unfallversicherungen klären auf. Fachmedien berichten seit einigen Jahren regelmäßig.
Die einfachste Arbeitgeber-Lösung lautet: Eine Kiste Sonnenschutzcreme und die Pflicht ist erfüllt, doch die Wirkung ist umstritten. Um den auf dem Sonnenschutzmittel ausgewiesenen Lichtschutzfaktor zu erreichen, müssen 2 Milligramm des Sonnenschutzmittels pro Quadratzentimeter aufgetragen werden. Das sind bei einem Erwachsenen rund drei gehäufte Esslöffel nur für den Oberkörper und das Gesicht. Trägt man, versehentlich oder bewusst, nur die halbe Menge auf, kann das den Lichtschutzfaktor um zwei Drittel verringern.
Sonnencreme verliert an Wirkung
Zudem wird Sonnencreme beim Arbeiten oft als störend empfunden. Gute, hautverträgliche, nicht schmierende oder klebende und aus umweltfreundlichen Zutaten gewonnene Sonnenschutzprodukte sind selten und teuer. Schwitzt die Haut oder wird sie gerieben, verliert das Sonnenmittel an Wirkung. Creme sei nicht ausreichend, mahnen Dermatologen, und verweisen auf die verlässlichere Schutzwirkung von UV-Schutzkleidung.
Sonnenschutzkleidung gehört angesichts der konstant hohen Neuerkrankungen von Hautkrebspatienten zu jeder Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Doch wer sie nicht trägt, schützt sich nicht, denn auch hier geht es um die Trageakzeptanz des einzelnen Produktes. Gefällt es? Ist es leicht und bequem? Bleibt es auch bei großer Hitze angenehm zu tragen? Nur wer die Bedürfnisse und Wünsche seiner im Freien arbeitenden Mitarbeiter ernst nimmt, wird sie verantwortungsvoll schützen können. Der einfachste Weg ist es, die Mitarbeiter bei der Entscheidung mitzunehmen. Hersteller bieten Tragemuster an, zu der die Mitarbeiter dann im Praxistest ihre Meinung äußern.
Tipps zur Trageakzeptanz
- Mitarbeiter aufklären
- testweise UV-Schutzkleidung in kleinen Mengen bestellen
- Mitarbeiter in die Kaufentscheidung einbinden
- erst bei einer hohen Trageakzeptanz die Produkte in ausreichender Menge anschaffen
- Faustregel für die Menge pro Arbeitnehmer: 3 Teile pro Modell
- wenn möglich Waschservice anbieten, damit die Kleidung garantiert zur Verfügung steht
- Alternative: Mietwäsche-Angebote prüfen
- nach einem halben Jahr (oder einem Sommer) erneute Befragung der Mitarbeiter
Mechanischer Schutz
Gute, zertifizierte und gerne getragene UV-Schutzkleidung schützt die Haut effektiver als Creme. Sie blockiert die UV-Strahlung um mindestens 98 Prozent, hält dauerhaft und verliert auch nach dem Waschen keine Wirkung. Voraussetzung ist ein mechanischer Schutz durch enge und UV-undurchlässige Stoffe. Chemische Zusätze in der Kleidung gibt es ebenfalls, sie verlieren jedoch mit der Zeit an Schutzwirkung und schaden zudem Gesundheit und Umwelt.
Die Chefärztin der Wiesbadener Klinik für Dermatologie, Prof. Dr. Christiane Bayerl, registriert immer mehr Hautkrebspatienten. Dabei sind viele aus der Baubranche, aber auch Sportlehrer, Landschaftsgärtner, Landvermesser, Winzer und Piloten. Meistens ist es zu spät, wenn die Patienten bei ihr eintreffen. Das Problem sieht sie auch darin, dass die Schädigungen der Hautzellen keineswegs sichtbar sind. Ein Sonnenbrand oder Hautflecken sind erst der letzte Beweis für eine Erkrankung. Bereits deutlich vorher werden die Hautzellen irritiert, dann verletzt und zum Schluss irreparabel zerstört.
HP MAYER
… ist Journalist, Autor und bei iQ UV für die Unternehmenskommunikation verantwortlich. Seit 20 Jahren beschäftigt er sich intensiv mit der Strahlenforschung, Dermatologie und mit der ultravioletten Strahlung.
Die Berliner Charité setzt noch einen drauf und warnt, dass die heute Geborenen fast vollständig an Hautkrebs erkranken, wenn sie sich nicht schützen. Und allen gemein ist die Empfehlung, dies mit UV-Schutz zum Anziehen zu tun.
FAZIT: Moderne UV-Schutzkleidung ist komfortabel und bequem. Sie ist in Unternehmensfarben mit Logo personalisierbar. Die Materialien sind leicht, dennoch robust und damit langlebig und widerstandsfähig. Idealerweise verspüren die Mitarbeiter aufgrund der Luftzirkulation atmungsaktiver Funktionen einen kühlenden Effekt. All das macht zeitgemäße Sonnenschutzkleidung zur PSA mit einer hohen Trageakzeptanz und trägt damit zu motivierten und leistungsfähigen Mitarbeitern bei.