Gut anderthalb Jahre nach der Integration von ISM in die Protective Industrial Products (PIP) Gruppe ist das Unternehmen längst noch nicht am Ende seines Weges angekommen – ganz im Gegenteil offenbart die Geschäftsführung mit Julia Krämer-Gümüs und ihrem Mann Engin Gümüs beim Besuch der Redaktion
aktuelle und geplante Entwicklungsschritte.

Zunächst einmal hat sich am Unternehmensziel, mit neuen und innovativen Produkten begeistern zu wollen, nichts geändert. „Es herrscht eine gute Stimmung im Unternehmen, die Integration wird als äußerst positive Veränderung wahrgenommen“, sagt auch Julia Krämer-Gümüs. ISM selbst ist über die Jahre stetig gewachsen, sowohl was den Umsatz als auch das Portfolio betrifft. „Diesen Weg wollten wir fortsetzen“, erklärt die Geschäftsführerin.
Mit PIP gab es schon länger ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten. Das Mitte der 1980er Jahre gegründete Unternehmen, das mit der Herstellung von Handschuhen groß geworden ist und heute als Komplettanbieter für PSA antritt, setzt mittlerweile global rund 1,2 Milliarden Dollar jährlich um. Der Großteil des Umsatzes wird in Nordamerika erzielt, Europa ist vielversprechende Wachstumsregion. Seit Jahren agierte PIP jedoch als Vertriebspartner für ISM in Frankreich. Da die Kernkompetenz bei PIP bis dato neben dem Handschutz vorrangig beim Kopfschutz lag, ist die erfolgte Integration eine ideale Symbiose.
Verschiedene Marken und Kompetenzen
„In der Gruppe gibt es verschiedene Marken und Kompetenzen“, erläutert Engin Gümüs. „Bisley Workwear ist eine auch in Europa bereits sehr bekannte Marke. Aus strategischen Gründen wurde sich konzernweit für Bisley als führende Marke im Bereich Workwear entschieden.“ Da Bisley Workwear im zentraleuropäischen Markt weiter gestärkt werden soll, wird ISM nun die Brand ins Angebot aufnehmen. In dem neuen Workwear Sortiment werden auch die Albatros Topseller teilweise unter Bisley weitergeführt.
Ein weiterer großer Vorteil des Zusammenschlusses sind die Vertriebsmöglichkeiten, die sich nun für die Sicherheitsschuhe aus Lippstadt ergeben. Im australischen Heimatmarkt von Bisley Workwear beispielsweise verfügt die Gruppe nun über 17 Mitarbeiter im Vertrieb, reichlich Potential also, die Marktführerschaft der Gruppe dort zu zementieren. „Durch den Konzern und die weltweiten Vertriebsorganisationen bieten sich deutlich mehr Möglichkeiten, die Potenziale der großen Märkte in Asien zu erschließen“, sagt Gümüs. „Das sind teilweise noch recht junge Märkte, aber Märkte mit Zukunft“, ist Gümüs überzeugt, dass die Strategie „überall dort zu sein, wo Arbeitsplätze entstehen“, sich am Ende bezahlt macht. „In der Gruppe können wir einfach ganz andere Potentiale ausschöpfen als man alleine hätte stemmen können“, ergänzt Julia Krämer-Gümüs.
Die Märkte konsolidieren sich
Zwar drängen immer wieder neue Player auf den Markt, doch „die Märkte konsolidieren sich“, so die Geschäftsführerin. Nicht nur ihrer Ansicht nach werden sich neben qualitativ hochwertigen Marken insbesondere auch Unternehmen behaupten und ihre Marktanteile ausbauen, die sich als Komplettanbieter präsentieren. „Wichtig ist ein Angebot von Kopf bis Fuß und Internationalität“, sagt sie. Dabei ist mit einem Komplettangebot nicht gemeint, das ISM demnächst beispielsweise Kopfschutz produzieren wird. „Das wäre für ISM nicht glaubwürdig, das ist nicht unsere Kompetenz“, sagt Krämer-Gümüs. „Aber in der Gruppe ist diese Kompetenz vorhanden, hier sind wir ein Komplettanbieter, da existieren weitere bekannte Marken wie eben Bisley, die nicht nur anerkannt sind, sondern auch von der Wertigkeit passen.“
Strategisch optimal aufgestellt
Wenn Julia Krämer-Gümüs dann noch verrät, dass dem Zusammenschluss eine gehörige Portion Eigeninitiative vorausging, versteht jeder, dass dies zum Wohle des Unternehmens geschah. „Wir wollten ISM frühzeitig zukunftssicher und wachstumsorientiert aufstellen“, sagt sie, „der Verkauf war eine strategische Entscheidung, die darauf abzielte, unser Unternehmen auf die nächste Stufe zu bringen und das vorhandene Wachstumspotenzial möglichst effektiv auf die Straße zu bringen.“ Man hatte PIP bereits einige Zeit beobachtet. „Wir sind sehr beeindruckt von der Entwicklung, die PIP genommen hat“, sagt die Geschäftsführerin. Zudem gab es eben die langjährige und vertrauensvolle Partnerschaft mit Jerome Bobinet auf dem französischen Markt. „Daher freuen wir uns sehr, dass wir mit PIP den starken Partner gefunden haben, den wir gesucht haben, um ISM als wichtiges Mitglied der großen, globalen PIP-Familie strategisch optimal aufzustellen.“
So kann sich das Lippstädter Unternehmen noch intensiver auf Innovationen in seinem Kernbereich konzentrieren. „Wir entwickeln regelmäßig zwei, drei neue Sohlenkonzepte pro Jahr“, sagt Gümüs. Diese werden dann in der Regel für alle Märkte genutzt. „Damit geben wir unseren Vertriebspartnern immer wieder die Gelegenheit, mit echten Neuheiten aufzuwarten.“ Auch für das noch junge neue Jahr kündigt er an: „Wir werden einige neue Sohlentechnologien präsentieren, zum Teil mit neuen Produktionsverfahren.“ Er verrät noch, dass dabei „viel Input aus dem Sportbereich“ eingeflossen ist, was auch der Kooperation mit Sportschuhhersteller Puma zu verdanken ist. Aber „der Träger hat heutzutage auch eine hohe Erwartungshaltung bei seinem Arbeits- und Sicherheitsschuh“, sagt der Prokurist. „Die ist teilweise höher als bei einem Freizeitschuh, aber der Schuh wird ja auch üblicherweise länger getragen.“
Auch wenn „die Entwicklungen alle in Lippstadt stattfinden“, wie Gümüs betont, fließen doch internationale Erkenntnisse und Wünsche in neue Entwicklungen ein. Denn dank der dazu gewonnenen Kollegen auch in neuen Märkten, kommen neue Anregungen, neue Bedürfnisse, die so einfließen können. „Da bekommen wir wichtigen Input von den Kollegen, die in den unterschiedlichen Regionen das Ohr direkt am Markt haben.“ „Eine unserer Stärken war und ist, dass wir das Interesse an unseren Marken stets hoch gehalten haben“, sagt Julia Krämer-Gümüs, „und das werden wir auch in der Gruppe fortführen.“ Produktkompetenz und stets innovative Neuheiten bezeichnet sie als besondere Merkmale der Unternehmensentwicklung. „So zieht man Nachfrage und Konsumenteninteresse auf sich und hält beides hoch, indem man frisch und innovativ am Puls der Zeit bleibt.“
Vertrieb neuer Sortimente
Das erste Jahr in der Gruppe diente der ersten Integration, wie die Geschäftsführerin sagt. „Jetzt rückt der Vertrieb neuer Sortimente neben dem Kerngeschäft in den Vordergrund.“ Dabei sind auch die Vertriebsexperten von ISM gefordert, die die neuen Brands auf dem hiesigen Markt platzieren. „Wir haben hier schließlich die Expertise“, ist sie guter Dinge, dass der ISM Vertrieb auch aufgrund der Weiterbildung zum PSA-Fachberater gut auf die neuen Aufgaben vorbereitet ist. Dabei wird ein besonderer Fokus auch auf nachhaltige Produkte gesetzt wie zum Beispiel die Bio Soft Gehörschutzstöpsel, die zu 82 Prozent aus biobasierten Materialien bestehen und so konzipiert sind, dass sie sich schneller und umweltfreundlicher abbauen, oder die aus Recyclingmaterialien produzierten Handschuhe. „Die Kollegen sind mit den neuen Produkten bereits bei den Kunden. Zudem ist es für die Mitarbeiter eine ideale Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Im Team herrscht das Gefühl, richtig etwas bewegen zu können.“
Da die Vertriebsmitarbeiter von ISM nun mit dem Ansatz antreten, den Anwender von Kopf bis Fuß ausstatten zu können, öffnet das auch neue Türen. Selbst Bandfalldämpfer oder Produkte für Seilzugangstechniker finden sich im Portfolio der Gruppe. Nicht zuletzt dank der Handschutz-Expertise, die von PIP direkt kommt und sowohl Basis-Produkte als auch Handschutz für spezielle Anwendungen abdeckt, gibt es auch neue Ansätze, um enger mit der Industrie zusammenzuarbeiten. „Auch da bietet die Möglichkeit, von Kopf bis Fuß auszustatten, viele neue Möglichkeiten“, sagt Gümüs. „Wären wir als ISM weiter allein unterwegs, wäre das sehr schwer. Aber in der Gruppe haben wir im Prinzip alle Bereiche abgedeckt und können alles anbieten.“
Marketing wird strategisch gedacht
Insgesamt hat die PIP Gruppe weltweit 33 Vertriebsstandorte sowie elf eigene Produktionsstätten. In Europa ist die Gruppe mit fünf Unternehmen an insgesamt acht Standorten „top aufgestellt“, wie es Julia Krämer-Gümüs formuliert. So wird der Vertrieb der Sicherheitsschuhe von ISM auch in den anderen Ländern breiter aufgestellt. Ebenso werden für die großen PSA-Themen überregionale Aktionen umgesetzt, sei es in Sachen Marketing oder Vertriebsthemen. „Das Marketing wird strategisch europaweit gedacht, aber auf lokale Ebenen runtergebrochen“, ergänzt ISM Marketingdirektor Christian Güse. „Das bedeutet, Werbekampagnen und Initiativen werden europaweit angelegt und für bestimmte Märkte lokalisiert, sofern das erforderlich ist..“
Da dürfte wahrscheinlich ein Fokus auf Bisley liegen. Die Marke ist neben dem Handwerk durch ihre Herkunft besonders stark in den Bereichen Bergbau und Ölförderung etabliert. „Sie ist extrem strapazierfähig“, weiß Engin Gümüs, „bietet neben einem breiten NOS-Sortiment klassischer Workwear aber auch Workfashion. Außerdem gibt es bereits eine extra auf den europäischen Markt abzielende Kollektion.“ Christian Güse ist sogar überzeugt davon, dass „Bisley die Qualität hat, sich auch als Freizeitmarke auf dem Markt zu etablieren.“ Praktisch ist, dass die australischen Standards und Zertifizierungen wie beispielsweise beim Warnschutz nicht so große Unterschiede zu den hierzulande geforderten Normen und Anforderungen aufweisen. Entsprechend wurde „alles auch problemlos für den hiesigen Markt zertifiziert“, wie Güse betont.
Ein umfangreiches Bild von den Bisley Produkten wird sich spätestens auf der A+A im Herbst jedem Besucher bieten. „Wir werden da ein Sortiment präsentieren, das sich sehen lassen kann“, verspricht Güse. Und Engin Gümüs ergänzt: „Das wird deutlich umfangreicher sein als bei den bisherigen Messen, da wir durch die Kleidung aus dem Outback einen ganz anderen Auftritt haben werden.“
Aber nicht nur im Vertrieb haben sich die Aufgaben verändert. „Wir haben eine sehr intensive internationale Zusammenarbeit“, ist Julia Krämer-Gümüs an manchen Tagen mehr in internationalen Meetings als im eigenen
Unternehmen unterwegs. „Es herrscht ein guter Ton im Konzern und wir entdecken fast jeden Tag etwas Neues“, ist das alles andere als das übliche Tagesgeschäft. „Etwas Neues aufzubauen ist anstrengend, macht aber auch viel Spaß.“
„Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen“
Die eigenen Werte verliert man seitens ISM bei all den neuen Aufgaben dabei nicht aus dem Blick. „Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen“, bestätigt Julia Krämer-Gümüs und verweist nicht zuletzt auf die zum dritten Mal in Folge erhaltene Eco Vadis Zertifizierung in Silber. „Da Nachhaltigkeit ein zentraler Bestandteil unserer Unternehmensstrategie ist, treiben wir das Thema auch in der Gruppe aktiv voran.“ Passend dazu propagiert die Gruppe das Green Heart Konzept. Neben den bereits erwähnten umweltfreundlichen Gehörschutzstöpseln aus 82 Prozent biobasierten Materialien sind bereits diverse Handschuhe der Marke G-Tek, Schutzbrillen von Bouton, PIP Kapselgehörschützer sowie Sicherheitsschuhe von Albatros und Puma Safety in das Konzept integriert. „Das Thema Nachhaltigkeit ist auch gut, um mit potentiellen neuen Kunden ins Gespräch zu kommen“, weiß die Geschäftsführerin.
Sogar neue Geschäftsfelder können sich eröffnen. So bietet die Gruppe beispielsweise unter Grippaz Handschuhe, die dank eines speziellen Fischschuppenmusters eine außergewöhnliche Griffigkeit haben, selbst bei Kontakt mit öligen Substanzen oder Flüssigkeiten. „Das kommt grade super im Markt an“, sagt Julia Krämer-Gümüs. Alles in allem scheint die Integration in die PIP Gruppe ISM nicht einzuschränken, sondern eher wie ein zusätzlich gezündeter Turbo zu wirken. Zumindest vermittelt die Geschäftsführung diesen Eindruck. „Letztlich liegt unser Fokus weiter darauf, unseren Kunden die besten Produkte und den besten Service zu bieten“, sagt Julia Krämer-Gümüs. „Das ist, worauf es ankommt, denn wir gewinnen am Markt nur mit unseren Kunden.“
Von Camillo F. Kluge
Kerstin Löschner
… ist neue Vertriebsmitarbeiterin im Außendienst des ISM Vertriebsteam und ist seit Anfang des Jahres im Einsatz. Sie übernimmt das Vertriebsgebiet in Teilen von Rheinland-Pfalz, Hessen und Bayern, sowie im gesamten Saarland. Kerstin Löschner bringt durch eine langjährige Selbstständigkeit im Arbeitsschutz fundiertes Fach- und Branchenwissen mit. Das von ihr betreute Sortiment deckt das gesamte Produktangebot von ISM ab und wird durch die Sortimentserweiterung in den Bereichen Hand-, Kopf- und Gehörschutz ergänzt, die aus dem Zusammenschluss mit der PIP Group hervorgegangen ist.