Auffanggurte pauschal zu klassifizieren, ist eine äußerst schwieriges Unterfangen, da man die Gurte zuerst den jeweiligen Anwendungsgebieten zuordnen muss. „Man unterscheidet zwischen PSAgA-, Industriekletter- und Baumpflegegurten“, sagt Peter Biegel, Vizepräsident des Fach- und Interessenverbands für seilunterstützte Arbeitstechniken e.V. (FISAT).
Gurte für Industriekletterer sind eine Kombination aus Sitz- und Brustgurt in verschiedenen Ausstattungen. Sie verfügen neben den Auffangösen noch über eine zentrale und zwei seitliche Ösen, die für Abseilgerät und Arbeitsplatzpositionierung genutzt werden. In Kombination mit der Auffangöse ist so ein redundantes Arbeiten im Seil möglich. Durch die zentrale Öse habe ich zusätzlich eine gute Sitzposition im Gurt, da ich in dieser Position viel Zeit bei der Arbeit verbringe. Entsprechend müssen diese Gurte komfortabel und ergonomisch ausgestattet sein“, sagt Biegel.
Auffälliger Unterschied zwischen dem Gurt der Industriekletterer und dem der Baumpfleger ist der zentrale Anschlagpunkt. Bei den Baumpflegegurten ist dies der sogenannte Sliding-D, der dem Arbeiter im Baum ein ergonomischeres Bewegen und eine effiziente Schwerpunktverlagerung erlaubt. So komplex gestaltet sich der reine PSAgA-Gurt nicht. Er umfasst zwar auch Brustgurt- und Beinschlaufen, verfügt aber über keine zentrale Öse. „Er hat ja auch eine ganz andere Aufgabe zu erfüllen“, erinnert Biegel, „nämlich als Bestandteil eines Rückhaltesystemen oder als Auffanggurt.“
Grundsätzlich müssen alle Gurte die Normen für die ihnen zugedachten Anwendungsbereiche erfüllen. Denn ein PSAgA-Gurt kann und darf nicht einfach als Industrieklettergurt eingesetzt werden. Biegel betont auch darauf zu achten, dass die mit dem Gurt verbundenen Produkte mit dem jeweiligen Anwendungsbereich kompatibel sind. „Auf die richtige Komponentenauswahl muss geachtet werden, nur so lässt sich eine Fehlanwendung ausschließen.“
Daher empfiehlt Biegel dringend Auffanggurte und die dazugehörige PSAgA beim Fachhändler zu erwerben. „Einfach so PSAgA zu kaufen ist fatal. Die entsprechende Fachberatung gehört zwingend dazu.“ Der Fachverkäufer wisse, was kompatibel ist und was für die spezielle Anwendung passt, für die eine PSAgA benötigt wird. „So wird vermieden, dass inkompatible Teile zusammen eingesetzt werden.“ Zudem sei sehr wichtig, dass die Personen, die mit der PSA zu tun haben, eine entsprechend fundierte Schulung erhalten haben, die die Anforderungen der Gesetzgeber und der Berufsgenossenschaften erfüllt.
Die Frage, was einen guten Gurt auszeichnet, ist eher individuell zu beantworten. Denn wenn ein Gurt grundsätzlich zur Anwendung kompatibel ist, also auch alle entsprechenden Normen erfüllt, ist letztlich der Tragekomfort entscheidend. Insofern sollte ein Arbeitgeber die Mitarbeiter beim Erwerb an Bord holen. Denn wenn der Mitarbeiter sich im Gurt wohl fühlt, steigert dies die Akzeptanz diesen auch zu tragen. Peter Biegel bestätigt: „Es gibt qualitativ keine großen Unterschiede, wenn ich einen Gurt bei einem namhaften Hersteller erwerbe. Da entscheidet die Passform, denn nur ein gut sitzender Gurt schützt optimal.“
cfk